Gewerkschaften und Kirchen weiterhin kritisch
Corona hin oder her, die Gewerkschaft Verdi bleibt ihrer Linie in Sachen Sonntagsöffnung treu. Die Landesfachbereichsleiterin für den Handel, Monika Di Silvestre, meint auf RZ-Anfrage: „Die Pandemie wird nur vorgeschoben, um die Sonntage endlich kippen zu können.“ Sie stellt die oftmals angeführte Begeisterung der Mitarbeiter für Sonntagsarbeit und Freiwilligkeit angesichts dünner Personaldecken infrage. Sie gibt außerdem zu bedenken, dass die Umsätze in den meisten Fällen nicht mal ausreichen würden, um Betriebskosten für die Öffnung zu decken. Sollte die Politik jetzt schwach werden und das Ladenöffnungsgesetz abändern, befürchtet Di Silvestre einen Dammbruch in Sachen Sonntagsarbeit.
Philip Horn, Synodalassessor des Evangelischen Kirchenkreises Wied (EKiR), verweist auf den Slogan „Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage!“ und bezeichnet den Sonntag in der heutigen schnelllebigen Zeit als einen freien Tag, der „unverzichtbar für uns Menschen ist, um gesund an Körper und Seele zu bleiben.“ Verkaufsoffene Sonntage – egal ob mit oder ohne Anlass – sind aus Sicht des Kirchenkreises unnötig. Aus seiner Erfahrung als Berufsschulpfarrer, der Klassen von Einzelhändlern und Verkäufern unterrichtet, weiß Horn um die Probleme, die verkaufsoffene Sonntage in den Familien der Angestellten machen. Er verweist zudem auf Studien, die zeigen würden, dass der Konsum durch verkaufsoffene Sonntage nicht größer wird und auch kein wirksames Mittel gegen den Onlinehandel ist. „Gerade in Neuwied kommen die Leute zu Veranstaltungen wie dem Currywurstfestival oder dem Gartenmarkt um der Veranstaltung wegen und nicht wegen der zunehmend eh eingeschränkten Einkaufsmöglichkeiten.“ cno