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Diskussion um Alternativtrasse: So ist das Leben ganz nah an den Gleisen

Ein Leben ganz nah an den Gleisen Foto: sim

Sie teilt Städte in Hälften, schlängelt sich erhaben über Dämme, dann wieder fast ebenerdig durch die Rheinorte, oft nur wenige Meter an Häusern, Gärten und Grundstücken entlang durch das Tal. Mal trennt sie eine Schallschutzwand von einem Wohngebiet, mal liegt zwischen ihr und dem nächsten Straßenzug nur Schotter, Gebüsch und ein rostiges Geländer: Die Bahnstrecke im Mittelrheintal hat von Bonn bis Bingen fast jedes Ortsbild mitgeprägt.

Lesezeit: 4 Minuten
Die Menschen im Tal leben mit den Zügen, haben sich arrangiert oder kämpfen aktiv gegen den zunehmenden Güterverkehr. Auch im nördlichen Rheinland-Pfalz. Dort hat der Waggonbrand von Unkel die Menschen sensibilisiert für die Gefahren, die die Strecke mit sich bringen kann. Wie lebt es sich im Alltag, nur wenige Meter ...
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BI-Chef Ewald Hoppen: „Das Rheintal wird systematisch totgefahren“

Wir sprachen mit Ewald Hoppen über seine Sorgen in Sachen Bahnlärm. Er gründete 2012 die Linzer Gruppe des Bürger-Initiativen-Netzwerks.

Nach dem Unfall von Unkel, bei dem jüngst drei Waggons in Brand geraten sind, stellt sich die Frage: Wie gefährlich ist der Güterverkehr?

Die Bahn transportiert 10 bis 12 Prozent der Güter als hochbrisante Gefahrgüter. Darunter ist alles, was man sich vorstellen kann. Gas ohnehin, aber auch Nuklearstoffe aus der Medizintechnik und aus Kernkraftwerken in der Schweiz oder Frankreich und Chemiewerkstoffe. Nicht auszudenken, was da passieren kann. Die Bevölkerung muss wissen, was überhaupt transportiert wird, auf Anfragen gibt es aber nur ausweichende Antworten. Und was ist mit einem organisierten Katastrophenschutz? Die Feuerwehren sind dafür nicht ausgebildet. Der Schutz im ,Fall X‘ ist nicht gegeben.

Wie wird sich der Güterverkehr weiterentwickeln und was bedeutet das fürs Mittelrheintal?

Die neuen elektronischen Stellwerke, eines steht in Linz, ermöglichen es, die geplanten längeren Güterzüge mit einem Abstand von nur vier Metern zu steuern. Und Flüsterbremsen flüstern nicht. Das ist eine Irreführung. Sie sollen eine Reduzierung von zehn Dezibel bringen. Ein Güterzug ist aber 110 Dezibel laut. Die, die an der Strecke wohnen, nehmen das seit Jahrzehnten hin. Es wird aber schlimmer werden. Mehr und mehr Immobilien, die ja völlig entwertet werden, werden leer stehen. Der Tourismus wird einbrechen. Wer will denn in den Hotels an der Strecke schlafen? Das Rheintal wird systematisch totgefahren, eine wunderschöne Region wird lahmgelegt. Ich spreche von einem Zeitraum von 10 bis 15 Jahren.

Was können die Initiativen jetzt tun? Schreiben, Veranstaltungen und Gespräche: das haben wir hinter uns, über Jahrzehnte. Das reicht nicht mehr. Es muss jetzt etwas Großes passieren. Es gibt inzwischen Meinungen, dass nur noch Maßnahmen helfen, sich auf die Schienen zu legen oder die Büros in den Verkehrsministerien oder der Bahn zu besetzen. Die Initiativen müssen sich untereinander und mit den Kommunalpolitikern abstimmen. Es muss etwas passieren, das aufschreckt.

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