In seiner Wochenendkolumne am Samstag, 1. September 2022, hat der damalige Redaktionsleiter für den Kreis Altenkirchen, Markus Kratzer, die schreckliche Nachricht aus Oberirsen thematisiert, die die Redaktion am 29. August gegen 21 Uhr erreicht hat. Hier ein Auszug aus seinem Beitrag.
„Auch wenn es schwerfällt, in diesem Moment einen kühlen Kopf zu bewahren, ist er hier doch mehr als erforderlich. Weil man genau weiß, dass der kleine Ort in den nächsten Tagen in den Fokus der bundesweiten Medienlandschaft rücken wird, dass Kamerateams auftauchen werden, dass bohrende Anrufe kommen, dass mitunter auch mit Geldscheinen ,gewunken' wird, um an exklusive Informationen zu kommen. Ja, wir haben – nachdem wir uns die Nachricht durch Ermittler haben bestätigen lassen – eine Informationspflicht, auch über solch grauenvolle Ereignisse zu berichten.
Aber nein, für uns als lokal verwurzeltes Medium darf es nicht darum gehen, eine solche Tragödie reißerisch und spekulativ abzubilden – und damit das ,Spiel' manch anderer mitzuspielen. Deshalb war und ist besonders hier Augenmaß gefordert. Eine seriöse Recherche und Informationen aus verlässlichen Quellen müssen auch hier die Grundlage der Berichterstattung sein.
Denn besonders in einem solchen Fall geht es um Glaubwürdigkeit und auch um Vertrauen, das wir nicht riskieren wollen. Denn während die journalistische Aufmerksamkeit für den kleinen Ort an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen vielerorts ganz schnell wieder abebben wird, werden und wollen wir weiter auch aus Oberirsen berichten – am liebsten über Themen, die den Ort und auch uns Journalisten weniger aufwühlen.“ red