Wir wollen keine Schmutzdebatte und Wer-hat-recht-Diskussion führen, sondern nach vorn schauen, sagt Bürgermeister Guido Orthen zur Verlegung der Laga auf 2023. Wer setzt sich schon gern selbst auf die Anklagebank? Dabei lohnt sich ein Blick zurück schon.
Seit Monaten (oder Jahren?) wirkt Bad Neuenahr, als habe sprichwörtlich eine Bombe eingeschlagen. Baustellen, wohin das Auge schaut. Was hier Stadtkernsanierung ist und was im Rahmen der Landesgartenschau in und auf die Erde gerammt wird, ist längst nicht mehr zu überblicken. Fernwärme hier, Straßensanierung dort, Straßensperrungen, Umleitungen und mittlerweile überall bis aufs Messer gereizte Anwohner, die kein Fortkommen bei all der Bauerei sehen. Denn wenn an einer Stelle ein Loch zugemacht wird, wird an der nächsten Ecke garantiert ein neues aufgerissen.
Da drängt sich der Gedanke förmlich auf, dass hier der Überblick über so viel Aktivität im Hoch- und Tiefbau verloren gegangen ist. Hat sich die Stadt verhoben mit dem Versuch, Stadtsanierung im großen Rahmen in einem Atemzug mit der Landesgartenschau zu stemmen?
Der Gedanke von der Überforderung verstärkt sich, wenn für die Perlen der Gartenschau, die drei Parks der Stadt, die Auftragsvergabe für die landschaftsgärtnerischen Arbeiten scheitert. Mag ja sein, dass die gärtnerischen Arbeiten das große Finale für die Bautätigkeiten der Laga einläuten. Aber kümmert man sich deshalb auch erst zum Schluss um diese Filetstücke? Klopft man nicht frühzeitig bei Firmen an, die das können, und weist auf eine baldige Ausschreibung hin und macht ihnen das Projekt schmackhaft? Nur europaweit auszuschreiben und zu warten, dass da schon was kommt, ist jedenfalls zu wenig.
Bei allem Frust über das Wie ist die Entscheidung die Laga auf 2023 zu verschieben, am Ende doch die richtige. Schließlich will man mit Bäumen und Blumen und nicht mit Bauschildern glänzen. Immerhin 800.000 Besucher sollen es ja bei einem optimalen Verlauf werden, die zur Landesgartenschau kommen, sagen die Organisatoren. Übrigens eine Zahl, über die man dann gewiss nach der Laga 2023 „keine Schmutzdebatte und Wer-hat-recht-Diskussion führen“ will.
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