Ahrtal

Das Netz der Hilfe aus dem Netz: Internet und soziale Netzwerke spielen im Ahrtal eine große Rolle

Von Frank Bugge
In den sozialen Netzwerken wurde gerufen, an die Ahr sind die Helfer gekommen. Wie hier in Altenahr am Friedhof.
In den sozialen Netzwerken wurde gerufen, an die Ahr sind die Helfer gekommen. Wie hier in Altenahr am Friedhof. Foto: Thomas Frey

Ohne das Internet und soziale Netzwerke wie Facebook wären die Flutkatastrophe, die unmittelbare Hilfe beim Aufräumen und die Hilfe bis heute anders verlaufen.

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Statistisch gesehen haben gut 90 Prozent von den 42.000 Flutbetroffenen im Ahrtal als Besitzer eines internetfähigen Handys seit dem 14. Juli 2021 immer mal wieder Fotos oder Videos gemacht und gepostet. Erst recht die mehr als 100.000 organisierten oder freiwilligen Helfer, die seither im Einsatz waren und von denen es noch viele sind. Ereignisse, Entwicklungen und Entscheidungen werden dokumentiert, kommentiert und diskutiert, dabei auch zum Teil heftige Emotionen transportiert und andererseits erzeugt.

Netz ist gigantisch

Die Kommunikation via digitaler Medien hilft den Betroffenen und Helfern, sich zu koordinieren, auszutauschen und gegenseitig weiterzuhelfen. Das Netz rund um die Flut ist gigantisch gewachsen, im Tal selbst technisch unterstützt durch den schnellen Auf- und Ausbau des Handynetzes nach dem Kollaps der drahtgebundenen Telekommunikation. Wer auf Google nach „Ahrtal“ sucht, bekommt, 4,3 Millionen Ergebnisse angezeigt. Die Begriffe „Ahrtal Flut“ kommen auf 2,2 Millionen Treffer, darunter 27.400 Videos.

Es gibt unzählige Webseiten zur Hilfe. Die offizielle Seite der Landesregierung zum Wiederaufbau (www.wiederaufbau.rlp.de) listet unter den Rubriken „Allgemeine Fluthilfe“, „Finanzielle Hilfen“, „Gutachter“, „Handwerker“, „Unternehmen“, „Land- und Forstwirtschaft“, „Verbände und Initiativen“, „Persönliche Krise und psychologische Hilfe“, „Versicherung“ und weiteren Gruppen rund 50 Internetadressen auf.

Die Firma Helfer-Stab gGmbh, die nach eigenen Angaben „als Knotenpunkt im großen Netzwerk der freiwilligen Hilfe die Hilfsorganisationen, ungebundene Helfer, Betroffene, Handwerker und Behörden miteinander“ verbinden will, hat eine Übersicht über Whats-App- und Telegram-Gruppen im Ahrtal und fürs Ahrtal erstellt, die sicherlich bei weitem nicht all das erfasst, was im Netz angelegt ist und betrieben wird.

Bei WhatsApp sind 24 Auftritte gelistet, von den „Elektrikern fürs Ahrtal“ über die „Nothilfe Mayschoss“, „Übernachtungen für Helfer“ und „Wir helfen uns selbst“ bis hin zur „Wohnmöbelbörse Ahrtal“ .

Unter dem Stichwort „Plattformen und Facebook-Gruppen zur Vermittlung von Hilfe“ findet man weitere gut 30 wichtige Adressen für Information, Koordination und Austausch. Die Themenbreite geht von „Ahrhelp mit suche/biete“ über die „Handwerk baut auf | Gemeinsam stark!“ (handwerk-baut-auf.de) bis zum „Winzer-Service Hochwasserhilfe“.

Angeboten wird der Zugriff auf themenspezifische Gruppen für Bedarfe wie Baustoffspenden, Fußböden, Werkzeug, Heizungen, Mitfahrgelegenheiten, Hilfe für Tiere oder auch Plattformen für „Auszeit vom Krisengebiet“ oder „Fundstücke aus dem Hochwasser“.

Eine der größten Gruppen ist der Account „Hochwasser in AW – freiwillige Helfer Ahrweiler“ mit laut Titelseite 68.249 Mitgliedern. Eines der vielen „Spezialangebote“ ist die „Ahrweiler Fluthilfe als Börse für Maschinenführer und Gerät“, die von Mariane Michels aus Bonn moderiert wird. Ihr geht es um Hilfsangebote, Hilfegesuche und Einsatzorte rund um schweres Gerät wie Bagger, Transporter und Anhänger. „Helft dabei, die Gruppe für diese Themen sauber zu halten. Beiträge zu Sachspenden, Eimerketten, den Wipperfürth-Videos, Fundstücken oder ähnlichen sorgen dafür, dass die gezielt gewünschten Beiträge sonst nach unten rutschen. Solche nicht passenden Beiträge werden wir entfernen. Nehmt es bitte nicht krumm“, hat Mariane Michels aus Erfahrung formuliert. Mehr als 30 weitere Links gibt es in der Rubrik „Helfergruppen und NGOs“ von der „Ahrwinzer-Hilfe“ bis zur Seite „You AHR not allone“.

Eine große Rolle in den Debatten über die Lage im Ahrtal spielen private und persönliche Seiten von Menschen, die im Ahrtal aktiv sind.

Akteur mit der größten Reichweite bei Facebook ist Markus Wipperfürth, der mit seinem Traktor seit der ersten Stunde im Ahrtal unterwegs ist und Hilfe initiiert und koordiniert. Seine Facebook-Seite „Lohnunternehmen Markus Wipperfürth“ verzeichnet mehr als 466 735 Follower, die „Wippi“ mit seinen Beiträgen und vor allem Livevideos erreicht.

Weit vorne im Follower-Ranking ist der Fulda-Gärtner Wilhelm Hartmann. Seine Facebookseite „Azubi Wilhelm Hartmann“ nennt die Zahl von 42.000 Followern, auf seiner weiteren Seite „Sei ein HARTmann“ berichtet er von weiteren 29.218 Followern.