Eins ist klar: Diese drei Wochen dürften nicht die leichtesten sein für Bert Flöck. Bei der Wahl am 24. September hatte der 59-jährige Oberbürgermeister-Kandidat ein überraschend schlechtes Ergebnis geholt, 25,6 Prozent gerade mal, deutlich weniger als sein Konkurrent David Langner. Nun also Stichwahl, Flöck gegen Langner – und der Favorit ist nicht er selbst, das weiß auch Bert Flöck.
An diesem Morgen in der Kaffeewirtschaft in der Altstadt, Kaffee und Croissant vor sich, lässt er sich das nicht anmerken. Im Gegenteil: Flöck wirkt so gelöst wie lange nicht, der sonst ziemlich reservierte Baudezernent lächelt viel, erzählt von diesen speziellen Tagen, zumindest ein wenig. „Ich habe von vornherein gedacht, dass die Wahl nach dem 24. September weitergeht, das hatte ich schon eingeplant“, sagt der Koblenzer. Alles gut also, kein Motivationsloch, keine Zweifel?
„Es war nie eine Option für mich zu sagen: Ich lasse es jetzt“, sagt Flöck. Schließlich hätten ihm letztlich zahlreiche Koblenzer ihre Stimme gegeben, viele Menschen hätten ihm im Vorfeld geholfen, „und auch in anderen Städten wurden bei einer Stichwahl große Vorsprünge gekippt“. Dass es in der ersten Woche nach der Wahl oft so gewirkt hat, als sei der Kandidat auf Tauchstation gegangen, statt um jede Stimme zu kämpfen, stimmt nicht, sagt Flöck. Dass er online nicht wirklich aktiv war, keine Termine auf seiner Webseite standen und er auch sonst außerhalb des Rathauses kaum zu sehen war, lag daran, dass er arbeiten musste. „Ich war die Woche nach der Wahl im Büro“, sagt Flöck. Im Hintergrund hat er außerdem seinen Wahlkampf neu aufgestellt, neue Fotos gemacht, den Facebook-Auftritt und seine Webseite überarbeitet.
Bert Flöck ist Verwaltungsmann durch und durch: 43 seiner 59 Lebensjahre verbrachte er in den Behörden von Koblenz. Nach seiner Schulzeit in Kärlich trat Flöck mit 16 Jahren in die Koblenzer Verwaltung ein, übernahm mit 31 Jahren die Leitung des Kulturamts, bevor er 1997 Gründungsgeschäftsführer der Koblenz-Touristik wurde. 2011 übernahm er die Leitung des Haupt- und Personalamts. 2016 wurde er dann vom Stadtrat zum Baudezernenten gewählt, damit ist er Mitglied des vierköpfigen Stadtvorstands. Bert Flöck ist Mitglied der CDU, besondere Funktionen innerhalb der Partei spielen in seiner Vita allerdings keine Rolle. Auch im OB-Wahlkampf tritt er nicht für die CDU an, die Partei unterstützt in aber. Flöck lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Pfaffendorf, außerdem hat er zwei erwachsene Kinder aus einer früheren Ehe.
Vielleicht musste Flöck aber doch auch den ersten Wahlabend verarbeiten, auch wenn er dieses Thema offensichtlich nicht so hoch hängen will. Am 24. September war er erst mit seiner Frau zu Hause und hat die ersten Hochrechnungen verfolgt, später ist er dann ins Rathaus gegangen, hat etwas gequält in die Kameras gelächelt und dem Wahlsieger dieses Abends gratuliert. Den Impuls, einfach zu Hause zu bleiben und vielleicht auch ein Glas zu viel zu trinken, hatte er nicht, sagt Flöck. „Man muss sich stellen, auch bei einem schlechten Ergebnis. Es nützt ja nichts, zu Hause zu bleiben.“
In der vergangenen Woche jedenfalls hatte Flöck Urlaub und startete in den Wahlkampf-Endspurt. Im Internet, in Anzeigen und auf Plakaten will er eine andere Seite von sich zeigen, wie er es nennt, eine menschlichere, nahbarere. Statt im dunklen Anzug eher staatstragend in die Kamera zu blicken wie bislang, lächelt Flöck nun breit und reckt einen Daumen in die Höhe. Hat er sich bisher auf Sachthemen konzentriert, so will er nun als Person präsenter sein.
Auch die CDU, die den unabhängigen Kandidaten Flöck unterstützt, will klarer machen, dass sie hinter ihm steht. „Im Haustürwahlkampf haben mir Leute gesagt: Ich wusste gar nicht, dass Sie von der CDU sind“, berichtet Flöck. Wenn sich das ändert, könnte das durchaus von Vorteil für den 59-Jährigen sein.
Ob all das hilft, die Stichwahl am Sonntag zu gewinnen, kann Flöck letztlich nur hoffen. Noch heute sagt er: „Ich bin überrascht über das Stimmergebnis bei der ersten Wahl“, darüber, dass er viele Wähler mit den Sachthemen, auf die er gesetzt hatte, offensichtlich nicht erreichen konnte. „Vielleicht wollen die Wähler auch einfach einen jüngeren OB“, sagt er mit Blick auf den 42-jährigen Langner und lacht: „Das kann ich bis Sonntag dann auch nicht mehr ändern.“
Egal, wie die Stichwahl ausgeht: Flöck wird es in keine persönliche Krise stürzen, sagt er. Selbst wenn er verlieren sollte, wäre er zwar enttäuscht, „aber die Wähler kennen mich als Person nicht wirklich, ich werde ja nicht als Mensch abgelehnt“. Ihm ist wichtig: Verbogen hat er sich nie in diesem Wahlkampf.