Ein Oberbürgermeister sollte nicht nur ein guter Politiker sein. Er sollte auch ein Vorbild sein, eine Art moralische Instanz für die Bewohner seiner Stadt.
An diesem Anspruch ist der Koblenzer Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig gescheitert – wenn es stimmt, dass er seit seinem Amtsantritt 2010 neben seinem monatlichen Oberbürgermeistergehalt (rund 9000 Euro) ein monatliches Ruhegehalt (rund 1500 Euro) aus seiner Zeit als Staatssekretär kassierte. Ein rechtlich umstrittenes Ruhegehalt, von dem die Öffentlichkeit bisher nichts wusste.
Das Verhalten von Hofmann-Göttig hat ein Geschmäckle – auch weil er sich 2013 in einem Interview mit unserer Zeitung als genügsamer Politiker inszenierte, der finanzielle Einbußen hinnimmt, um sein Amt ausüben zu können: „Wer sich in die Politik begibt, der muss deren Strukturen kennen und akzeptieren. Andernfalls muss er eben in die Wirtschaft gehen.“ Er behauptete damals, dass er als Oberbürgermeister um zwei Stufen geringer bezahlt werde als als Staatssekretär.
Wenn der Vorwurf gegen Hofmann-Göttig zutrifft, hat er die zwei Stufen wohl heimlich ausgeglichen. Er hat die politischen Strukturen entgegen seiner Interviewaussage nicht akzeptiert, sondern offenbar ausgenutzt, um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen.
Hofmann-Göttig schweigt auf Anfrage unserer Zeitung. Aber er muss sich erklären: Warum kam er in den Genuss des Ruhegehalts? Und warum hielt er es geheim?
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