Weltall: Die Zukunft der ISS steht in den Sternen

Bei klarem Wetter ist der fliegende 450-Tonnen-Koloss manchmal mit bloßem Auge zu entdecken – auch ohne Positionslichter. Deutlich zeichnet sich die internationale Raumstation ISS am Himmel ab, wenn sie auf ihrem Weg um die Erde von der Sonne angestrahlt wird.

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Von Wolfgang Jung

Seit den Anfängen 1998 hat es auf der Station fast 200 Außeneinsätze – sogar mit Olympia-Fackel – sowie Hunderte Experimente gegeben. Die Zukunft der ISS, die am heutigen Mittwoch ihren 15. Geburtstag feiert, steht aber in den Sternen.

Der „Grundstein“ für den Außenposten der Menschheit wurde am 20. November 1998 gelegt, als eine russische Proton-Rakete das erste Bauteil ins All brachte. Zwei Wochen später befestigte dann eine „Space-Shuttle“-Crew ein USModul an dem russischen Segment. Seit 2000 ist die von Deutschland mitfinanzierte Forschungsinsel ständig besetzt.

Mit rund 28 000 km/h rast die ISS in etwa 90 Minuten einmal um den Erdball. Raumfahrer schwärmen von dem Blick aus rund 400 Kilometer Höhe auf unseren Planeten. Nachts funkeln Megastädte, tags glitzern Ozeane. Aber abgesehen von dieser Aussicht ist die ISS alles andere als eine schwebende Traumherberge, erzählt der Kosmonaut Pawel Winogradow.

Bei schlechter Luft und bescheidenem Essen lebe die außerirdische Wohngemeinschaft fast ohne Privatsphäre zwischen Computern und Kabeln. „Die Raumstation ist kein Luftschloss, sondern eher ein Zeltlager“, sagt der US-Astronaut Chris Cassidy. Gut ein Dutzend Nationen – neben den USA und Russland vor allem europäische Staaten sowie Japan und Kanada – beteiligen sich an der ISS, die mit ihren Sonnensegeln aussieht wie eine riesige Libelle.

Die meisten Bauteile stammen aus Russland und den USA, aber mit dem in Bremen und Turin gebauten Columbus-Labor erhielt das „Haus im Orbit“ 2008 auch ein „europäisches Zimmer“. Von Beginn an gab es aber auch Kritik an der Raumstation. Die Gesamtkosten von mehr als 100 Milliarden Euro stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen, meinen ISSGegner. Keins der bisher mehr als 1200 Experimente auf der fliegenden Tüftlerbude habe Bahnbrechendes zutage gefördert, behaupten sie.

Der Vorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner, widerspricht dem: „Fernsehen, Kommunikation, Wettervorhersage – das alles wäre nicht möglich ohne Raumfahrttechnik.“ Auch die Ergebnisse der Medizinforschung in der Schwerelosigkeit, etwa über den Kreislauf und den Salzhaushalt, würden auf der Erde genutzt.

Der DLR-Chef sieht die Raumfahrt auch als Ausdruck menschlicher Neugier. „Im Weltall warten noch viele Geheimnisse auf uns. Wir verstehen noch nicht einmal 5 Prozent von dem, was da draußen ist.“ Bis 2020 haben die Raumfahrtbehörden den Betrieb der ISS vereinbart. Für die Zeit danach fehlt Geld. Europa würde gern China ins Boot holen, doch scheitert dies vor allem am Widerstand der USA und Russlands.