Warschau

Migration

Polen plant Aussetzung des Asylrechts an Grenze zu Belarus

Von dpa
Migranten in Polen
Migrantinnen stehen hinter der Metallbarriere, die Polen entlang der Grenze zu Belarus errichtet hat. Polen sagt, dass das benachbarte Belarus und sein wichtigster Unterstützer Russland hinter dem zunehmenden Vorstoß von Migranten in Belarus in die Europäische Union stehen. (zu dpa: «Polen plant Aussetzung des Asylrechts an Grenze zu Belarus») Foto: Czarek Sokolowski/DPA

Polens Regierung wirft dem Nachbarn Belarus vor, Migranten an die EU-Außengrenze zu bringen. Nun soll das Recht auf Asyl ausgesetzt werden. Doch ein Koalitionspartner von Donald Tusk legt sich quer.

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Warschau (dpa). Polen will mit einem neuen Gesetz das Recht auf Asyl an der Grenze zu Belarus vorübergehend aussetzen. Der Gesetzentwurf werde in einigen Wochen vorliegen, sagte Jan Grabiec, der Kanzleichef von Ministerpräsident Donald Tusk, dem Sender TVN24. «Das Gesetz besagt: Wenn jemand illegal die polnische Grenze überquert, der von belarussischen Diensten dorthin gebracht wurde, wenn es sich um ein Element der hybriden Kriegsführung handelt, dann ist der polnische Grenzschutz nicht verpflichtet, Asylanträge dieser Personen anzunehmen.»

Tusk hatte am Wochenende auf einem Parteitag seiner liberalkonservativen Bürgerkoalition angekündigt, sein Land plane die vorübergehende Aussetzung des Asylrechts. Dies hatte ihm von der EU-Kommission und von Menschenrechtsorganisationen im In- und Ausland Kritik eingebracht.

28.000 versuchte Grenzübertritte aus Belarus in diesem Jahr

An der polnisch-belarussischen Grenze
Ein Fahrzeug der polnische Grenzschützer fährt am Grenzzaun auf der polnischen Seite zu Belarus entlang. Ein polnischer Soldat, der am Grenzzaun im Einsatz war, ist mehrere Tage nach einem Messerangriff durch einen Migranten seinen Verletzungen erlegen. (zu dpa: «Polen plant Aussetzung des Asylrechts an Grenze zu Belarus»)
Foto: Fabian Sommer/DPA

Polen und die EU beschuldigen Russland Präsidenten Wladimir Putin und seinen Verbündeten, den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen, um Druck auf den Westen auszuüben. Trotz des Baus eines mehr als fünf Meter hohen Zaun und eines elektronischen Überwachungssystems versuchen Migranten täglich, irregulär die Grenze zu überqueren. Seit Beginn des Jahres hat der Grenzschutz knapp 28.000 solcher Versuche registriert. Deutschlands östliches Nachbarland hat rund 37 Millionen Einwohner.

Migration nach Polen
Polnische Soldaten bewachen die Metallbarriere an der Grenze zu Belarus. Polen und die EU beschuldigen den belarussischen Machthaber Lukaschenko, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen, um Druck auf den Westen auszuüben. (zu dpa: «Polen plant Aussetzung des Asylrechts an Grenze zu Belarus»)
Foto: Czarek Sokolowski/DPA

Das Kabinett befasste sich in Warschau in einer sechsstündigen Sitzung mit einem Papier zur Migrationspolitik. Darin heißt es: «Wenn die Gefahr einer Destabilisierung des Landes durch den Zustrom von Migranten besteht, soll es möglich sein, das Recht auf Annahme von Asylanträgen vorübergehend und territorial auszusetzen.»

Koalitionspartner streiten über Asylrecht

Nach der Kabinettssitzung schrieb Tusk auf der Plattform X, die Regierung habe das Papier in einer «schweren, aber äußerst notwendigen Entscheidung» angenommen. Offenbar traten aber während der Sitzung Spannungen zwischen den Koalitionspartnern von Tusks Mitte-Links-Bündnis in der Asylfrage zutage.

Die vier Minister des Linksbündnisses Lewica hätten eine abweichende Meinung formuliert, sagte Digitalisierungsminister Krzysztof Gawkowski dem Portal Onet.pl. «Wir halten die Verschärfung der Verfahren für illegale Migranten für nötig, aber wir wollen nicht, dass Elemente wie die Aussetzung des Asylrechts in der Strategie auftauchen.»

© dpa-infocom, dpa:241015-930-260550/2