Tel Aviv/Gaza

Gaza-Krieg

Israels Armee: Sechs tote Geiseln in Gaza geborgen

Von dpa
Nahostkonflikt - Tote Geiseln im Gazastreifen geborgen
Jon Polin, links, und Rachel Goldberg, Eltern von Hersh Goldberg-Polin, auf dem Bildschirm zu sehen, sprechen während der Democratic National Convention am Mittwoch, 21. August 2024, in Chicago. Israels Militär hat nach US-Angaben die Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen geborgen. Darunter befinde sich der amerikanisch-israelische Staatsbürger Hersh Goldberg Polin. (zu dpa: «Israels Armee: Sechs tote Geiseln in Gaza geborgen») Foto: J. Scott Applewhite/DPA

Zunächst wurde nur der Fund mehrerer Leichen bekanntgegeben. Die Angehörigen von Geiseln fürchteten Schlimmes. Jetzt gibt es traurige Gewissheit.

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Tel Aviv/Gaza (dpa) – Die israelische Armee hat die Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen geborgen. Das gab das Militär am frühen Morgen offiziell auf seinem Telegram-Kanal bekannt. Am Vorabend hatte die Armee zunächst den Fund mehrerer Leichen bekanntgegeben, ohne dabei nähere Einzelheiten zu nennen.

Nach stundenlanger Prüfung der Identität der Leichen herrscht nun Gewissheit. «Wir alle wachen auf mit der schrecklichen Nachricht, dass sechs weitere tote Geiseln gefunden wurden, die von der Hamas getötet wurden», schrieb der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, auf der Plattform X.

Die sechs Ermordeten seien in einem unterirdischen Tunnel im Gebiet Rafah im Süden des umkämpften Gazastreifens gefunden und nach Israel überführt worden, teilte die Armee mit. Alle sechs Opfer waren demnach beim Terrorüberfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres als Geiseln genommen und in den Gazastreifen entführt worden. «Nach unserer ersten Einschätzung wurden sie von Hamas-Terroristen brutal ermordet, kurz bevor wir sie erreichten», sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Morgen.

Bei den Opfern handelt es sich um vier Männer – Hersh Goldberg-Polin (23), Alexander Lobanov (32), Almog Sarusi (27) und Ori Danino (25) – sowie zwei Frauen – Carmel Gat (40) und Eden Jeruschalmi (24). Laut dem Forum der Angehörigen der Entführten waren zumindest fünf der sechs Opfer am 7. Oktober vom Nova-Musikfestival in der Negev-Wüste entführt worden, das nahe der Grenze zum Gazastreifen stattfand.

Insgesamt verschleppten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen an jenem Tag mehr als 250 Menschen aus Israel in das abgeriegelte Küstengebiet. Im Laufe einer einwöchigen Waffenruhe Ende November ließ die Hamas 105 Geiseln frei. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen. Vereinzelt konnten Geiseln von der israelischen Armee befreit werden – teils unter hohem Blutzoll für die palästinensische Zivilbevölkerung bei diesen Militäreinsätzen, für die Israel international ebenso in der Kritik steht wie für den Gaza-Krieg an sich. Wie viele der in Gaza verbliebenen Geiseln noch am Leben sind, ist nicht bekannt.

Erfolgsaussichten der Gespräche in Kairo unklar

Ob es zu einer weiteren Vereinbarung über eine Waffenruhe und Freilassung von Entführten kommen kann, ist offen. Seit geraumer Zeit führen die USA, Ägypten und Katar in Kairo Vermittlungsgespräche über ein Abkommen, das eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln vorsieht. Die Gespräche sind allerdings festgefahren. Israel und die Hamas verweigern direkte Verhandlungen mit der Gegenseite.

Hauptstreitpunkt ist derzeit die Frage, wie lange israelische Truppen am Philadelphi-Korridor an der Grenze zu Ägypten stationiert bleiben dürfen. Israels Sicherheitskabinett beschloss kürzlich, an der Kontrolle des Korridors festzuhalten.

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