Berlin

Verteidigung

Bundeswehr rekrutiert Tausende Minderjährige

Von dpa
Grundausbildung
Soldaten in der Grundausbildung marschieren. (zu dpa: «Bundeswehr rekrutiert Tausende Minderjährige») Foto: Stefan Sauer/DPA

Auch 17-Jährige dürfen schon zur Bundeswehr. Die Linke kritisiert das scharf und prangert eine Militarisierung an.

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Berlin (dpa). Die Bundeswehr hat in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 7.681 Minderjährige rekrutiert. Das geht aus einer Antwort des Bundesverteidigungsministeriums auf eine Anfrage der Gruppe der Linken im Bundestag hervor. Ein Höchstwert wurde demnach im vergangenen Jahr mit 1.996 Rekruten unter 18 Jahren verzeichnet, nach 1.773 im Jahr davor. Insgesamt wurden 2023 nach Bundeswehrangaben 18.800 Soldatinnen und Soldaten eingestellt.

17-Jährige dürfen nicht in den Einsatz

Ein freiwilliger Dienst in der Bundeswehr ist mit Einverständnis der Eltern vom vollendeten 17. Lebensjahr an zulässig. Müssten Interessierte mit dem Beginn ihrer Ausbildung bis zum 18. Geburtstag warten, wären sie gegenüber gleichaltrigen Berufseinsteigern im zivilen Bereich benachteiligt, heißt es bei der Bundeswehr. 17-Jährige Soldatinnen und Soldaten würden grundsätzlich nicht in den Einsatz geschickt.

Linke spricht von Militarisierung

Jugendoffizier der Bundeswehr besucht Schulklasse
Jugendoffizier Dhany Sahm spricht vor einer Schulklasse in Bamberg. Jugendoffiziere der Bundeswehr kommen auf Anfrage in die Schulen. Als Referenten für politische Bildung informieren sie über Sicherheitspolitik und die Bedeutung von Soldaten. (zu dpa: «Bundeswehr rekrutiert Tausende Minderjährige»)
Foto: Pia Bayer/DPA

Die Zahl jugendlicher Rekruten ist für die bildungspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Nicole Gohlke, dennoch Anlass für Kritik: «Die Bundesregierung scheint den Schutz von Minderjährigen vor Militarisierung inzwischen völlig aufgegeben zu haben», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin und prangerte zudem die Auftritte von Jugendoffizieren der Bundeswehr in Schulen an. Die Schule müsse ein politisch neutraler und sicherer Ort und politische Bildung unabhängig und altersgerecht sein. «Diese bewusste und zunehmende Anwerbung Jugendlicher ist inakzeptabel.»

Ministerium weist Vorwürfe zurück

Karrierecenter der Bundeswehr
Ein Liegestuhl mit dem Logo der Bundeswehr steht im Karrierecenter der Bundeswehr in Erfurt am Tag der Eröffnung. Seit April 2024 unterstehen die Karriereberatungsbüros der Bundeswehr in den Bundesländern Thüringen und Sachsen dem Karrierecenter der Bundeswehr (KarrCBw) Erfurt. Dort finden nun auch die Einstellungstests für Bewerbende aus den beiden Bundesländern statt. (zu dpa: «Bundeswehr rekrutiert Tausende Minderjährige»)
Foto: Martin Schutt/DPA

Das Verteidigungsministerium weist den Vorwurf der Militarisierung auch im Zusammenhang mit Jugendoffizieren zurück. Diese stellten sich auch der Diskussion mit militärkritischen Positionen. «Die Jugendoffizierinnen und Jugendoffiziere betreiben keine Nachwuchswerbung», heißt es in deren Jahresbericht. Zuständig für dieses Thema seien die Karriereberater der Bundeswehr. Die Jugendoffiziere sollen über militärische und sicherheitspolitische Grundsatzfragen und über Einsätze der Bundeswehr informieren und kommen auf Einladung in die Schulen.

Bundestag
Nicole Gohlke (Die Linke) spricht bei der 44. Sitzung des Bundestag. Thema der Debatte ist das Berufsbildungsförderungsgesetz und der Bildungsbericht. (zu dpa: «Bundeswehr rekrutiert Tausende Minderjährige»)
Foto: Britta Pedersen/DPA

Der Antwort des Verteidigungsministeriums zufolge waren Mitte Juli dieses Jahres 85 von 94 Dienstposten für Jugendoffiziere besetzt. Im vergangenen Jahr hielten sie an Schulen und Hochschulen insgesamt 3.460 Vorträge und erreichten damit etwa 90.000 Schüler und Studenten.

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