Berlin

Tinder, Bumble und Co.

Kennenlernen per Swipe: So funktioniert das Dating im Netz

Von dpa/tmn
Mann mit Tablet
Swipe nach rechts - und bestenfalls ist es ein Match. Für viele ist Online-Dating Alltag. (zu dpa: «Kennenlernen per Swipe: So funktioniert das Dating im Netz») Foto: Zacharie Scheurer/DPA

Viele Menschen lernen sich online kennen – und im besten Falle lieben. Doch dahin muss man erst einmal kommen. Fachleute geben Tipps, wie man sich sicher durch den digitalen Dating-Dschungel bewegt.

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Berlin (dpa/tmn). Online statt in der Bar – das Kennenlernen über Dating-Apps ist längst ganz normal. Doch wer neu anfängt, ist womöglich verunsichert: Wie erstelle ich ein gutes Profil und wie bewege ich mich überhaupt sicher durch den digitalen Dating-Dschungel?

Zunächst ist da die große Auswahl an Plattformen. Die aktuell bekanntesten sind wohl Tinder und Bumble. Doch das sind längst nicht alle. Ob Hinge, Badoo oder OkCupid, Elitepartner oder Parship, um nur einige zu nennen – wo meldet man sich denn nun an?

Paar küsst sich
Liebe im Netz: Das erhoffen sich die meisten Menschen vom Online-Dating – manche sind aber auch nur auf Abenteuer aus. (zu dpa: «Kennenlernen per Swipe: So funktioniert das Dating im Netz»)
Foto: Christin Klose/DPA

«Ich empfehle, verschiedene Dating-Apps ausprobieren, um zu schauen, welche App am besten zu einem passt und wo man sich am wohlsten fühlt», sagt Psychologin und Dating-Expertin Pia Kabitzsch. Zu viel sei aber auch nicht gut, sagt sie. Denn man möchte ja die Menschen kennenlernen und ihnen eine echte Chance geben.

Die Frage ist auch, wonach man sucht. «Viel hilft viel» gelte nicht für eine Beziehungssuche, sagt Psychologe Guido Gebauer. Diese Devise könne wiederum schon gelten, wenn man einfach flirten und chatten möchte, so der Dating-Coach.

Welche die richtige Plattform ist, hängt ganz von einem selbst ab. Es gebe ja unzählige Spezialbörsen für alle möglichen Bedürfnisse, so Gebauer. Also keine Scheu.

Wie läuft Online-Dating ab?

Von der Funktionsweise sind moderne Dating-Apps recht ähnlich. Man erstellt ein Profil, in dem man Informationen über sich angibt und Fotos hochlädt. Anschließend werden potenzielle Kontakte angezeigt.

Die meisten Dating-Apps seien recht spielerisch aufgebaut und basieren auf dem Swipe-Mechanismus, sagt Pia Kabitzsch. Das heißt, das Profil einer anderen Person wird angezeigt und man entscheidet sich, ob man Interesse hat – dann wischt man nach rechts. Wenn nicht, wischt man nach links. Haben beide Seiten nach rechts gewischt, entsteht ein sogenanntes Match und man kann miteinander schreiben.

Viele Apps kann man kostenlos herunterladen. Doch Vorsicht: Man sollte checken, ob man dabei eine Test- oder Vollversion bekommt und ob möglicherweise doch noch Extrakosten anfallen können – etwa, wenn man in der App Nachrichten schicken möchte. Darauf weist Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hin.

Dating-Expertin Kabitzsch zufolge kann man in einigen Apps bestimmte Funktionen gegen Geld freischalten. Dann könnte man zum Beispiel gleich sehen, welche Kontakte das eigene Profil gelikt haben. Das ermöglicht, dass man direkt mit den Leuten schreiben kann, die tatsächlich Interesse an einem haben.

Wie gestaltet man ein gutes Profil?

«Wir sollten unser Datingprofil nicht als ein Bewerbungsprofil betrachten», rät Dating-Coach Gebauer. Eher sollte man es so gestalten, wie man selbst wirklich ist. Das sollte sich auch in den Bildern widerspiegeln: «Die Fotos sollten aktuell sein.» Ins Fotostudio muss man für die Bilder aber nicht extra gehen. Ist man darauf zu sehr gestylt, könne das vielmehr einen falschen Eindruck vermitteln und zu einer Enttäuschung beim ersten Treffen führen.

Pia Kabitzsch teilt diese Einschätzung. Zwar haben viele den Impuls, nur die schönsten Bilder hochzuladen. Was auf Dating-Apps aber wirklich gut funktioniere, seien authentische Fotos mitten aus dem Leben. «Denn echte und eben auch unperfekte Fotos strahlen Vertrauenswürdigkeit aus.» Und das sei großer Faktor beim Online-Dating.

Neben Fotos ist der Profiltext wichtig, die sogenannte Bio. Das belegten auch Studien, so Kabitzsch. «Es lohnt sich, genügend Zeit in die Bio zu investieren. Nur mit Fotos kommt man tatsächlich bei vielen nicht so gut an», erläutert die Psychologin.

Dabei geht es vor allem darum, etwas Persönliches über sich preiszugeben – am besten kreativ und humorvoll. Statt «Ich trinke gern Kaffee» könnte man etwa schreiben «Meine Kaffeemaschine und ich, wir sind beste Freundinnen», so Kabitzsch. Zu sehr stressen sollte man sich damit aber nicht. Wer nicht weiterweiß, könnte Künstliche Intelligenz nutzen, um den Text zu gestalten – Chatbots wie ChatGPT oder Gemini. Oder Familie und Freunde fragen, wie sie einen in ein paar Worten beschreiben würden.

Und wie schreibt man jemanden an?

Am besten sollte man eine Nachricht mit einem Bezug auf das Profil des anderen formulieren, die zum Antworten einlädt. Etwa den Ball der Kaffeemaschine aus dem obigen Beispiel aufnehmen, falls sich so eine Formulierung in der Bio des anderen findet.

Und wer meldet sich zuerst? Hier raten beide Fachleute: Auf jeden Fall schreiben, egal welches Geschlecht. «Diese ganzen vermeintlichen Regeln: „Der Mann darf nur anschreiben und die Frau muss darauf warten“, sind kompletter Bullshit», sagt Pia Kabitzsch. Ein weiterer Tipp der Psychologin: Die andere Person mit dem Vornamen anschreiben.

Beim Schreiben sollte man einfach authentisch sein, sagt Dating-Coach Gebauer: «Es geht ja darum, dass zwei Menschen sich kennenlernen.» Er rät außerdem, möglichst bald die Online-Ebene zu verlassen. Denn wenn man zu lange schreibt, ohne sich persönlich zu begegnen, kann irgendwann eine Desillusionierung einsetzen – beispielsweise, weil man sich ein anderes Bild von der Person vorgestellt hat.

Wer sich vor einem realen Treffen noch etwas abklopfen möchte, kann Telefonieren oder einen Videocall machen. Wenn das Telefonat gut war, so Gebauer, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, dass man beim Date enttäuscht wird.

Wie datet man sicher?

Generell rät Verbraucherschützer Oliver Buttler, vorsichtig zu sein, was man beim Schreiben von sich verrät. Beispielsweise sollte man nicht unbedingt schreiben, wie viel man verdient. Denn auf Dating-Apps gibt es auch Fake-Profile, die vor allem darauf aus sind, die persönlichen Daten von anderen abzugreifen.

Auch vor Belästigung kann man sich schützen. «Ich muss nicht jeden Kontakt annehmen», so Buttler. Personen können blockiert oder gemeldet werden. Einen Meldebutton sollten eigentlich alle Plattformen haben, so der Verbraucherschützer.

Einige Apps bieten an, Profile verifizieren zu lassen. Dann wird überprüft, ob eine echte Person dahintersteckt. Pia Kabitzsch empfiehlt, das für das eigene Profil zu machen. «Und ich würde auch empfehlen, dass man nur mit Profilen schreibt, die verifiziert sind.»

Und wenn es zu einem Treffen kommt? Da hat die Dating-Expertin zwei wichtige Tipps. Erstens: «Auf jeden Fall vertrauten Menschen Bescheid geben, wenn man sich trifft.» Und zweitens empfiehlt sie, sich beim ersten Date immer an einem öffentlichen Ort zu treffen. Auch wenn man sich nur zum Sex verabredet, «niemals sofort zu Hause treffen».

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