Wortlaut: „Tatort“-Kommissarin Folkerts – Lena wird mit Kopper alt

In ihren Paraderollen: Ulrike Folkerts als Lena Odenthal und Andreas Hoppe als Mario Kopper.
In ihren Paraderollen: Ulrike Folkerts als Lena Odenthal und Andreas Hoppe als Mario Kopper. Foto: ARD

Die Rolle als „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal ist für Ulrike Folkerts (52) Fluch und Segen zugleich. „„Tatort“ schränkt einen ein, denn man hat ein Image über die Figur“, sagte sie der „Rhein“-Zeitung. Das Doppel-Interview mit ihr und Filmkollege Andreas Hoppe im Wortlaut.

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Mainz. Viel von Lena Odenthal hat sie auf den ersten Blick eigentlich nicht: Ulrike Folkerts ist klein, quirlig und einfach rundherum sympathisch. Unterkühlt oder gar abgehoben wirkt sie kein bisschen – im Gegenteil. Obwohl sie mittlerweile die dienstälteste Fernsehkommissarin in Deutschland ist – immerhin ermittelt sie seit 1989 als Lena Odenthal im Ludwigshafener „Tatort“. Nur Horst Tappert stand noch länger als Oberinspektor Derrick vor den Kameras.

Gerade dreht Folkerts mit ihrem Kollegen Andreas Hoppe, der seit 1996 als Mario Kopper an ihrer Seite steht, den 60. „Tatort“. Für den Auftakt des SWR-Sommerfestivals kamen die beiden Schauspieler nach Mainz und feierten beim Public Viewing am SWR-Funkhaus mit ihren Fans die Vorpremiere des Tatorts „Freunde bis in den Tod“.

Beim Interview mit unserer Zeitung sind Folkerts und Hoppe gut gelaunt. Lustig sieht es aus: Sie, viel kleiner und drahtiger als im Fernsehen, und er mit seinen 1,93 Meter eben ein Bär von einem Mann.

Herr Hoppe, ärgert es Sie eigentlich, dass Sie immer ein bisschen im Schatten von Lena Odenthal stehen müssen?

Andreas Hoppe: Nein. So steht es eben in den Drehbüchern. Als ich angefangen habe, gab es den Odenthal-„Tatort“ ja bereits. Und ich finde, die Rolle hat sich entwickelt. In den frühen Folgen musste ich ständig essen. Dann hab ich gesagt: „Jetzt ist es mal gut.“ Und mittlerweile gibt es auch Folgen, wo Lena und ich gleichwertig ermitteln. Ursprünglich war die Rolle eigentlich für einen kleinen, dicken und tapsigen Mann vorgesehen. Als ich dann kam, wurden die Drehbücher entsprechend umgeschrieben. Und zu einem 1,93 Meter großen Mann passt diese Geschichte eben besser.

Haben Sie Einfluss auf die Drehbücher?

Hoppe: Ich hätte gerne mehr.

Ulrike Folkerts: Unterschiedlich. Man kann sich schon einmischen. Man wird nur nicht immer gehört. Dass der Ehrenmord-„Tatort“ gemacht wird – das war mir wichtig. Dafür habe ich mich eingesetzt.

Sind Sie auch privat miteinander befreundet?

Folkerts: Wir kennen uns irrsinnig gut, weil wir bereits zusammen in der Schauspielschule waren. Aber enge Freunde sind wir nicht.

Wie viel Lena Odenthal steckt in Ulrike Folkerts?

Folkerts: Manchmal jede Menge, manchmal nichts. Lena Odenthal ist schauspielerisch eine Spielwiese für mich. Super finde ich zum Beispiel, dass Lena sportlich ist, sie lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen, ist unerschrocken, streitet sich und hat keine Angst, sich auch mal zu kloppen. Das führt dann aber auch dazu, dass sie relativ einsam bleibt. Das bin ich nicht. Ich bin gesellig.

Fast alle „Tatort“-Kommissare sind allein, haben kaputte Ehen oder leben in zerrütteten Familienverhältnissen. Warum?

Folkerts: Es liegt natürlich auch am Genre. Wir drehen einen Krimi, keine Familiengeschichte. Ich finde es aber toll, wenn ein Autor es schafft, Privatleben und Krimihandlung parallel laufen zu lassen.

Hoppe: Man muss aber auch sehen, dass in der Realität das Alleinsein nicht ganz untypisch ist für diesen Beruf, etwa wegen der Schichtdienste.

Lena Odenthal ist im Grunde die Rolle Ihres Lebens. Ist das Fluch oder Segen?

Folkerts: Beides. „Tatort“ schränkt einen ein, denn man hat ein Image über die Figur. Auf der anderen Seite ist es auch ein festes Standbein: Ich drehe zwei „Tatorte“ im Jahr und mache nebenher noch andere Sachen, etwa am Theater. Dass ich so lange dabeibleibe, hab ich vor 20 Jahren natürlich nicht geahnt. Damals hab ich einen „Tatort“ im Jahr gemacht und nebenher in einer Kneipe in Berlin gejobbt. Dass es mich heute immer noch gibt, hängt allein von der konstant guten Quote ab.

Was reizt die Zuschauer an Lena Odenthal?

Folkerts: Ich weiß es nicht. Manche altern vielleicht einfach gern mit mir. Ich denke aber auch, dass ich es geschafft habe, Glaubwürdigkeit zu vermitteln.

Der Ludwigshafener „Tatort“ behandelt oft sehr gesellschaftskritische Themen. Glauben Sie, dass bei den Zuschauern davon was hängen bleibt?

Hoppe: Ich denke schon. Der „Tatort“ ist ein gutes Format, um Menschen aktuelle und gesellschaftliche Themen näherzubringen.

Wird die Figur Lena Odenthal sich noch mal weiterentwickeln?

Folkerts: Ja, in der 60. Folge, die wir gerade drehen, hat Lena mit beruflichen Problemen zu kämpfen. Sie macht Fehler und steckt in einer persönlichen Krise. Das ist spannend. Vor allem heißt das auch, dass wir danach die Figur verändern können.

Das Gespräch führte Andrea Wagenknecht