Koblenz

Thomas Anders: „Ich stehe zu allem“

Thomas Anders hat seine Autobiografie geschrieben.
Thomas Anders hat seine Autobiografie geschrieben. Foto: Roba-Press

Er ist der einzige Koblenzer Popstar von Weltruhm. Und er hat viel zu erzählen: „100 Prozent Anders“ heißt die Autobiografie von Bernd Weidung aus Münstermaifeld-Mörz, der als Thomas Anders zum globalen Popstar wurde. Die Rhein-Zeitung hat mit ihm über das Buch und die Folgen gesprochen. Das Interview im Wortlaut:

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Koblenz – Er ist der einzige Koblenzer Popstar von Weltruhm. Und er hat viel zu erzählen: „100 Prozent Anders“ heißt die Autobiografie von Bernd Weidung aus Münstermaifeld-Mörz, der als Thomas Anders zum globalen Popstar wurde. Auf rund 300 Seiten erzählt Anders in seinem Buch von seiner Kindheit, den Anfängen seiner Karriere, der Zeit an der Seite von Dieter Bohlen, von seiner Ehe mit Nora, dem legendären Halskettchen und seinem Leben nach Modern Talking. Die Rhein-Zeitung hat mit ihm über das Buch und die Folgen gesprochen. Das Interview im Wortlaut:

Herr Anders, Ihre Autobiografie „100 Prozent Anders“ ist seit Kurzem auf dem Markt. Wie geht es Ihnen damit?

Das macht schon Spaß. Das Buch ist sehr erfolgreich, steht inzwischen auf der „Spiegel“-Bestsellerliste und liegt schon in der vierten Auflage vor. Das ist sehr erfreulich, finde ich. Jetzt kommen ja auch die ersten Lesungen.

Wie ist es, vor Publikum private Dinge zu erzählen?

Wie soll es sein? Das, was in dem Buch steht, ist ja mein Leben. Ich breite darin keine Intimitäten aus, da ist nichts Unschmeichelhaftes drin – außer vielleicht die eine oder andere Passage über meinen Ex-Duo-Partner.

Wie sind Sie das Projekt „Autobiografie“ angegangen?

Wissen Sie, ich habe schon viele Autobiografien gelesen. Und mit manchen habe ich mich schwer getan – wenn da jemand erzählt, wie er in der dritten Klasse dies und jenes getan hat und überhaupt sehr kleinteilig sein Leben nacherzählt. Ich habe das Buch so geschrieben, wie ich eine gute Rede halten würde: Ich versuche die Aufmerksamkeit des Lesers zu wecken, zum Beispiel durch lustige Anekdoten. Und dann, wenn die Aufmerksamkeit da ist, schiebe ich etwas Informatives aus meinem Leben nach. Ich habe alles selbst geschrieben, oft abends am Computer, manchmal auch auf Reisen, wenn ich Zeit hatte. Tanja May, meine Koautorin, hat dann die Kapitel noch ein wenig bearbeitet.

Welches Bild von Thomas Anders soll der Leser erhalten, wenn er das Buch gelesen hat und wieder zuklappt?

Er soll merken, dass ich mich gar nicht so ernst nehme, dass ich auch mal über mich lachen kann. Wichtig ist mir: Das ist mein Leben – ich würde alles wieder genauso machen. Ich stehe zu allem. Und der Leser wird auch feststellen, dass ich alles, was ich erreicht habe, selbst erarbeitet habe.

Sie schreiben recht ausführlich über Ihre Exfrau Nora. Wissen Sie, wie sie auf die Schilderungen im Buch reagiert hat?

Nein, wir haben noch nicht miteinander gesprochen. Aber ich glaube nicht, dass sie etwas gegen das hätte, was ich schreibe. Ich schildere sie ja durchaus verständnisvoll als junge Frau – die eben ihre Spleens hatte. Da sind ja auch keine Intimitäten im Buch, nichts, was nicht schon bekannt gewesen wäre. Aus meiner Sicht habe ich sogar eine Lanze für Nora gebrochen, für diese clevere, etwas verrückte Frau, die stets der Gegenpol zu Dieter Bohlen war.

Fürchten Sie einen Gegenschlag von Bohlen?

Nein – wogegen soll er denn schlagen?

Sie schreiben über die vielen Gespielinnen, die immer an seiner Seite waren. Das würde ihm vielleicht sogar schmeicheln.

Wir haben keinen Kontakt. Ich weiß gar nicht, was er so macht. In meinem Privatleben findet Dieter Bohlen gar nicht statt, da ist er nicht so interessant und wichtig. Aber es war für mich schon anstrengend, mich für das Buch wieder so intensiv mit ihm auseinanderzusetzen. Denn es bleibt eben dabei: Ich habe die Hälfte meines Lebens mit Dieter Bohlen verbracht, er und Modern Talking werden immer ein Teil meines Lebens bleiben. Das ist unser beider Schicksal. Nur, man möge mir zugestehen, dass ich in meiner Autobiografie das Recht habe, zu schreiben, wie ich alles erlebt habe.

Sie schreiben immer wieder von gigantischen Suiten in Luxushotels, teuren Autos, schicken Wohnungen, gigantischen Gagen – man könnte meinen, Sie wollen ihren finanziellen Erfolg besonders ausstellen.

Diesen Eindruck will ich gewiss nicht erzielen. Wenn Sie das so sagen, muss ich vielleicht eher reflektieren, ob mein Leben nicht noch toller ist, als es mir bewusst ist. Aber: So ist eben mein Leben. Und ich arbeite hart dafür. Seit der Sommerpause bin ich jeden Tag unterwegs – arbeite an meinem neuen Duo Anders|Fahrenkrog, jetzt das Buch, Termine, Konzerte, Lesungen. 15-Stunden-Tage sind bei mir die Norm, und doch muss ich nach drei Tagen Ukraine und 3000 Kilometern in den Knochen bei der nächsten Talkshow wieder top konzentriert sein. Ich schreibe ja auch, dass ich diesen Job so nicht machen könnte, wenn ich in einer Jugendherberge schlafen müsste. Wenn jemand meint, dass ich ein sorgenfreies Luxusleben führe, dann lade ich ihn gern ein, mal drei Wochen an meiner Seite zu verbringen – ich garantiere Ihnen: Danach will er das nicht mehr. Ich bin mir sicher, dass viele im Musikgeschäft ein ähnliches Leben führen, sich aber nicht trauen, das so aufzuschreiben – vielleicht aus Angst vor Sozialneid.

Sie schildern in Ihrem Buch eindringlich, unter welchen Umständen die erste Phase von Modern Talking zu Ende ging – wie unmöglich es geworden ist, mit Dieter Bohlen zusammenzuarbeiten. Umso rätselhafter, dass Sie es dann doch noch einmal getan haben.

Das muss ich relativieren. Als es 1998 darum ging, dass Modern Talking noch einmal zurückkommen sollte, war das keine spinnerte Idee von Dieter Bohlen. Das war schon lange im Hintergrund vorbereitet worden, alle standen Gewehr bei Fuß. Und ich war das Zünglein an der Waage.

Ich glaube, Ihre Frau hatte gewissen Anteil daran, dass Sie Ja gesagt haben.

Claudia meinte: Ist doch klasse, mach es – aber sie wusste ja nicht, auf was wir uns einlassen würden, wenn wir noch mal mit Dieter Bohlen zusammen unterwegs sein würden. Die Entscheidung musste ich letztlich allein fällen. Heute weiß ich, dass es eine kluge Entscheidung war, die meine Karriere entscheidend beeinflusst hat.

Sie haben eine aufrichtige Liebeserklärung an Claudia in Ihr Buch geschrieben.

Das war mir wichtig. Claudia drängt sich nie in den Vordergrund, und doch hat sie entscheidenden Anteil an dem, was ich heute mache. Die meisten wissen wohl gar nicht, was Claudia alles leistet, welche Entbehrungen sie auf sich nimmt mit einem Mann, der so oft unterwegs ist wie ich. Sie sitzt jeden Tag am Schreibtisch und hält das Unternehmen Thomas Anders am Laufen. Sie leitet das Büro, erledigt alles. Das wollen die Menschen, die nur den Glamour sehen, ja gar nicht wahrhaben – was für diesen Glamour alles nötig ist. Ohne sie wäre mein Leben nicht machbar.

Durfte sie Ihr Buch vorab lesen?

Sie hat erst die fertige Druckfahne gelesen. Ich habe vorher immer mal einzelne Passagen vorgelesen, wenn ich sie geschrieben habe und mich an lustige Begebenheiten erinnert habe, die ich dann loswerden wollte. Und sie hat die Bilder herausgesucht.

Sie bezeichnen Ihren Sohn Alexander als ihren „größten Hit“. Soll er das Buch, das sein Vater geschrieben hat, auch lesen?

Alexander ist neun Jahre alt, der interessiert sich viel mehr für „Die drei ???“ als für das Leben seines Vaters. Wir sind eine offene Familie, das Buch liegt bei uns zuhause herum. Und wenn er irgendwann mal Lust hat, soll er es lesen. Aber wissen Sie, er kennt mich doch eh viel besser, als es ein Buch vermitteln könnte.

Das Gespräch führte unser Redakteur Tim Kosmetschke