Oldschool ganz modern – Test: Lekker Jordaan GTS

Von Mario Hommen, SP-X
Das Jordaan GTS sieht sehr klassisch aus, technisch ist es hingegen sehr modern aufgestellt
Das Jordaan GTS sieht sehr klassisch aus, technisch ist es hingegen sehr modern aufgestellt Foto: SP-X/Mario Hommen

Mittelmotor, Riemenantrieb, Stufenlos-Nabenschaltung – das klingt eigentlich nach einem teuren Pedelec. Doch das feine Antriebssystem bietet Lekker im praktischen Jordaan für überraschend kleines Geld.

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SP-X/Köln. Seit rund 100 Jahren erfreut sich das Hollandrad großer Beliebtheit, weil es einfach, bequem, alltagstauglich und wartungsarm ist. Draufsetzen, wohlfühlen – und das im täglichen Einsatz. Lekker Bikes aus Amsterdam hat diesen lässig-praktischen Fahrradtypen in Form des Jordaan GTS in die elektrisch unterstützte Neuzeit überführt. Für 3.000 Euro bietet es ein feines Antriebssystem, eine gute Ausstattung und weitgehend angenehme Fahreigenschaften. In ein paar Punkten sollte man die Qualitätsansprüche allerdings nicht all zu hochschrauben.

Das Jordaan GTS sieht sehr klassisch aus, technisch ist es hingegen sehr modern aufgestellt
Das Jordaan GTS sieht sehr klassisch aus, technisch ist es hingegen sehr modern aufgestellt
Foto: SP-X/Mario Hommen

Lekker gehört zu den Online-Vertriebsmarken, bei denen die Räder per Spedition in großen Kartons zum Kunden geliefert werden. Unser Jordaan kam also in einer hohen Pappschachtel steckend an, aus dem es sich angesichts von 27 Kilogramm nicht ganz so einfach herausheben ließ. Nach dem Kraftakt musste allerdings nur der Lenker befestigt und die Pedale eingeschraubt werden. Nach fünf Minuten ist das Joordan fahrbereit.

Eine grundsätzlich gute Wahl scheint der Mittelmotor Bafang M420 zu sein
Eine grundsätzlich gute Wahl scheint der Mittelmotor Bafang M420 zu sein
Foto: SP-X/Mario Hommen

Der Tiefeinsteigerrahmen mit seiner Lackierung in hellem Mattgrün sieht klassisch und solide, aber nicht unbedingt filigran gearbeitet aus. Einiges wirkt sogar kostenoptimiert, wie etwa der schwarz getünchte, aber nicht mit widerstandsfähigem Lack überzogene Lenker. Nach dem Befestigen des Lenkers am Vorbau zeigten sich bereits ein paar kleine Kratzer in der schwarzen Oberfläche. Insgesamt kann sich die Verarbeitung dennoch sehen lassen.

Der Frontträger dreht sich beim Lenken mit. Wird hier schweres Gepäck befestigt, kann dies man Lenken stören
Der Frontträger dreht sich beim Lenken mit. Wird hier schweres Gepäck befestigt, kann dies man Lenken stören
Foto: SP-X/Mario Hommen

Ein starkes Pro-Argument für das GTS ist der Antrieb. Lekker setzt in der 2024 gestarteten Gen3 auf den spritzigen und kompakten Bafang-Mittelmotor M420, der seine Kraft per Gates-Riemenantrieb auf das Hinterrad mit Stufenlos-Enviolo-Nabe leitet. Der Antrieb arbeitet leise, die abhängig vom Pedalbefehl variierende Unterstützung fühlt sich angenehm natürlich an. Die Kombo Riemenantrieb und Nabe ist eine zudem saubere Sache. Die Schaltung bietet ein breites Übersetzungsspektrum, das für jeden in eigentlich jeder Situation die passende Trittfrequenz bereithält. Dank 80 Nm entwickelt der Antrieb auch an den meisten Steigungen ausreichend Schwung. Für das Prädikat Bergziege reicht es beim Joordan GTS nicht ganz. Sein eigentliches Terrain ist die Stadt, wo man flott und mühelos durch die Gassen dahingleitet. Zur Wahl stehen übrigens fünf Unterstützungsstufen. In der höchsten reichte der Stromvorrat des kleinen 374-Wh-Akkus für ungefähr 50 Kilometer. Optional gibt es eine Batterie mit 504 Wh, für die Lekker bis zu 100 Kilometer verspricht. Was wir an dem insgesamt etwas steifen City-Flitzer lediglich vermissten, war eine Federung. Einige der durch Unebenheiten verursachten Schläge bekamen wir bis hinauf zum Nacken zu spüren.

Eine saubere Sache ist der Riemenantrieb von Gates
Eine saubere Sache ist der Riemenantrieb von Gates
Foto: SP-X/Mario Hommen

Dafür nimmt man eine selbst nach längerer Fahrt entspannt wirkende, aufrechte Laidback-Haltung ein. Die Lenkerenden mit Ledergriffen kommen dank starker Kröpfung des Lenkers weit entgegen. Der Sattel ist schön breit und bequem, aber vielleicht genau deshalb nicht jedermanns Sache. Angenehm ist der tiefe Durchstieg, der unter anderem das Auf- und Absteigen erleichtert. Ebenfalls praktisch sind die beiden Gepäckträger vorne und hinten mit ihren elastischen Spanngurten, mit deren Hilfe sich viele Gepäckstücke spontan und sicher fixieren lassen.

Die stufenlose Nabenschaltung von Enviolo könnte man auch für einen Heckmotor halten
Die stufenlose Nabenschaltung von Enviolo könnte man auch für einen Heckmotor halten
Foto: SP-X/Mario Hommen

Die Gepäckträger sind nur ein Beispiel für die insgesamt lobenswert gute Ausstattung. Die umfasst auch ein schickes, mittelgroßes TFT-Farbdisplay, über das sich sogar die Beleuchtung ein- und ausschalten lässt. Apropos: Das schlitzartige LED-Rücklicht ist ein echter Hingucker, vor allem, wenn es bei Aktivieren des Antriebs kurz mehrfach blinkt. Hinzu kommen kräftig zupackende Bremsen, der Zweibeinständer und breite Schutzbleche.

Ein schicker Akzent ist das schmale LED-Rücklicht auf dem Hinterradschutzblech
Ein schicker Akzent ist das schmale LED-Rücklicht auf dem Hinterradschutzblech
Foto: SP-X/Mario Hommen

Angesichts der Antriebstechnik, den vielen netten Details und der weitgehend angenehmen Fahreigenschaften ist das Jordaan GTS ein grundsätzlich Mal attraktives Pedelec. Dazu sind die geforderten 3.000 Euro ein fairer Preis. Der Versand ist kostenlos.

Der breite Kunstledersattel passt zum Jordaan
Der breite Kunstledersattel passt zum Jordaan
Foto: SP-X/Mario Hommen
Mario Hommen/SP-X