Brückentag – Sonst noch was?

In milder Brückentagstimmung finden wir Lobenswertes bei Herrn Wissing, der Bahn, der Telekom und nicht zuletzt auch beim Münchner Flughafen. Doch der Reihe nach.

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SP-X/Köln. Am Brückentag nach dem Feiertag greifen wir an dieser Stelle das naheliegende Thema Brücken kurz auf. Und das natürlich nicht ohne Grund. Denn die uns bis dato tatsächlich unbekannte Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken, kurz BGIB genannt, hat 3.786 Autobahnbrücken mit einer Mindestlänge von 50 Metern untersucht und nach ihrem Zustand sortiert. Bei immerhin zehn Prozent davon ist der Zustand „nicht ausreichend“. Ein gutes Drittel kommt auf „noch ausreichend“. Nun ist die Meldung über marode Autobahnbrücken in Deutschland inzwischen in etwa so spannend wie die von dem umfallenden Sack Reis in China, wobei den inzwischen bestimmt jemand aufgehoben hat.

Was uns auffiel ist aber, dass die allermeisten der schlechten Brücken in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern stehen. Dann folgt Niedersachen. Womit die großen westdeutschen Flächenländer eher so mittel dastehen in der öffentlichen Wahrnehmung.

Jetzt könnte man natürlich die jeweiligen Landesregierungen beschimpfen, aber zum einen sind die für Autobahnbrücken gar nicht zuständig, zum anderen lässt die etwas verkürzte Aufreihung außer Acht, dass beispielsweise Stadtstaaten naturgemäß weniger Autobahnbrücken haben, womit Berlin, Hamburg und Bremen schon mal fein raus sind.

Die fünf neueren Bundesländer im Osten haben dagegen ziemlich neue Brücken, die noch weit entfernt sind von einer siebzigjährigen Nutzung. So lange sollten Autobahnbrücken wohl in der Theorie halten. Praktisch ist es wegen der gestiegenen Verkehrsbelastung dann doch etwas weniger.

Volker Wissing hat derweil ausrechnen lassen, dass der Bund 3,2 Millionen Quadratmeter auf 4.000 Brücken sanieren muss, und bis Ende des Jahres schon 980.000 Quadratmeter saniert haben wird. Das ist eine ganz tolle Nachricht, die der von den zehn Prozent nicht ausreichenden Brücken übrigens gar nicht widerspricht. Sanieren ist ja auch nicht neu bauen.

Aber wir sind heute grundsätzlich gnädig gestimmt und loben deshalb hier jetzt auch mal kurz die Bahn. Die hat es nämlich geschafft, ihre Digitalisierung schneller voranzutreiben als geplant. Natürlich sucht man immer noch ITler die mit 90er-Jahre-Computern Betriebssysteme aus der Zeit pflegen können, aber für die Zuggäste wird es jetzt leichter.

99 Prozent aller Hauptstrecken und 96 Prozent aller Nebenstrecken haben jetzt im Zug schnelles Internet, also Verbindung von mindestens 100 Mbit. 95 Prozent der Hauptstrecken sogar 300 Mbit. Da haben Telekom und Bahn tatsächlich einmal gut zusammengearbeitet und sind damit sogar zwei Jahre früher fertiggeworden als gedacht. Wir hinterfragen jetzt auch nicht, ob zur Zielerreichung vielleicht gerade Strecken, die wegen Sanierung gesperrt sind, nicht mitgezählt wurden, sondern freuen uns einfach für die Fahrgäste, die die üblichen ungeplanten Stopps unterwegs jetzt wenigsten bei besserem Internet abwarten können.

Apropos Warten. Eine schöne Idee hatte der Münchner Flughafen zum Tag der Deutschen Einheit, erinnerte er doch in einer sorgsam ausgetüftelten Aktion an die langen Schlangen, die es früher in der DDR gab, wenn gerade frische Ware in den Geschäften eingetroffen war. In München versammelten sich die Reisenden dazu jetzt sogar in einer langen Schlange vor dem Terminal, so viele machten bei der Aktion mit. Derweil hören wir von der Lufthansa, dass München jetzt Frankfurt die führende Rolle als Deutschland schlechtest organisierter Flughafen abgenommen hat. Dazu gratulieren wir natürlich recht herzlich. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

Günter Weigel/SP-X