Hamburg

Tod von Busenstar: Wie weit kann man für die Schönheit gehen?

„Sexy-Cora“ ist tot. Die Porno-Berühmtheit starb, weil sie sich die Brüste vergrößern lassen wollte. Ob Ärztepfusch oder Narkoseunfall – am Ende bleibt eine Frage offen: Welches Risiko ist uns die eigene Schönheit wert?

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Hamburg – Ihre Brüste sollten noch größer werden, die neuen Implantate jeweils 800 Gramm wiegen. Dafür legte sich „Sexy Cora“ in einer Hamburger Privatklinik unter das Messer. Sie wachte nicht mehr auf.

Die Pornodarstellerin fiel ins Koma und starb am Donnerstag nach neun Tagen im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob der Chirurg bei der Operation Fehler machte. Die 23-jährige Ex-„Big-Brother“-Kandidatin könnte auch Wachstumshormone genommen haben. Alles Spekulation. Dass sie ihren Körper verändern wollte und deshalb starb, steht jedoch fest.

Ist unser Verhältnis zur Schönheit unverantwortlich geworden? „Das Begreifen des eigenen Körpers als Material ist gesellschaftsfähig geworden“, erklärt Peter Wippermann. Er ist Gründer des Hamburger Trendbüros, eines Beratungsunternehmens für gesellschaftlichen Wandel. „Viele glauben, eine Persönlichkeit entwickeln zu können, indem sie sich selbst designen.“ Schauspieler hätten es vorgemacht, die Pornoindustrie liefere die Übertreibung. „Das wird zu einer Freak-Show.“

Auffallend daran sei, dass die Grenzen des Machbaren heute ganz öffentlich gezogen würden – zum Beispiel im Trash-Fernsehen. „Manche Patienten haben einen Schönheitswahn. Wenn sich eine Patientin sechsmal in kürzester Zeit die Brüste operieren lässt, dann halte ich das schon für bedenklich“, sagt auch der bekannte Schönheitschirurg Werner Mang.

Wie viele Menschen tatsächlich an sich werkeln lassen, ist aber nur schwer zu sagen. Genauere Zahlen gibt es zum Schönheitsempfinden: Laut einer repräsentativen Studie von F+S Medienservice im Auftrag des Bauer Verlags aus dem Jahr 2010 sind 92 Prozent der Frauen und 75 Prozent der Männer mit ihrem Körper nicht zufrieden. Vor zwanzig Jahren waren es deutlich weniger.

Der Tod der 23-jährigen Cora zeigt, wie der Wunsch nach einem vermeintlich besseren Aussehen enden kann. „Der aktuelle Fall führt uns ganz drastisch vor Augen, was wir eigentlich schon immer wussten: Jede Operation birgt ein Risiko“, sagt Medizinethiker Urban Wiesing.

Narkose-Komplikationen seien selten, aber da. Der Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Tübingen macht aber auch klar: „In einer liberalen Gesellschaft werden wir niemanden daran hindern können, sich einer Schönheits-Operation zu unterziehen.“

Das zeigen auch die Kommentare der „Sexy Cora“-Gedenkgruppe auf Facebook: Dort gibt es große Anteilnahme und wenig kritische Fragen. Jeder ist für sich selbstverantwortlich, lautet die Devise. Dabei kommt vor allem den Ärzten eine besondere Pflicht zu – die sie anscheinend häufig nur unzureichend erfüllen. Zumindest ergab das ein Test der Verbraucherzentrale Hamburg im vergangenen November.

Das Ergebnis: Von elf Schönheitschirurgen in der Hansestadt beriet nur einer gut, zehn dagegen eher schlecht oder sehr schlecht. Über mögliche Folgen und Risiken der Operation wurde mehrheitlich unvollständig und verharmlosend oder nur schlagwortartig aufgeklärt, so das Fazit der Verbraucherschützer.

„Bei einer Operation kann man sterben ohne Verschulden eines Arztes“, fasst Mang zusammen. Ob Coras Chirurg Schuld an den Komplikationen hatte, ist offen. Der Fall wird die Staatsanwaltschaft noch einige Wochen beschäftigen.

Die Schönheit, und was überhaupt noch schön ist, wird dagegen immer ein Thema bleiben. „Wie weit kann ich gehen? Das wird im Moment öffentlich im Fernsehen verhandelt“, sagt Wippermann. dpa