Raumschiffe und Wohnräume – 40 Jahre Familien-Vans von Renault, Nissan, Chrysler & Co

Von Wolfram Nickel, SP-X
Favoriten von Familien und sogenannten Soccer-Mums – Minivans hypten in den 1980ern und 90ern, im Bild ein Kia Car
Favoriten von Familien und sogenannten Soccer-Mums – Minivans hypten in den 1980ern und 90ern, im Bild ein Kia Carnival. Foto: Kia

Sie waren die Siegertypen der Generation X: Die vor 40 Jahren von Renault, Chrysler und Japanern kreierten Minivans ersetzten den klassischen Familienkombi. Viel Platz fürs Gepäck und bis zu sieben Passagiere plus eine hohe Sitzposition, lautete das Erfolgsrezept für Espace, Voyager & Co – bis der SUV-Hype kam.

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SP-X/Köln. „Autos zum Leben“, unter diesem Werbeslogan feierte Renault vor 40 Jahren Familienfahrzeuge wie den Espace, die wie Raumschiffe aus einer fremdartigen Galaxie vorfuhren. Auch viele japanische Marken wie Mitsubishi, Nissan oder Mazda verblüfften mit Modellen, deren kühne Kreativität die Kunden zunächst irritiert zurückließ: Waren diese Fünftürer im futuristischen One-Box-Design, also ohne optische Trennung von Passagier-, Gepäck- und Motorraum, aber mit variablem Interieur Kleinbus, Kombi oder Limousine? Nein, neue „Großraum-Pkw“, erklärte Renault umständlich, und erntete nur 6.000 Espace-Bestellungen im ersten Jahr. Zum spektakulären globalen Höhenflug – ähnlich wie ihn heute SUV erleben – hob das Fahrzeugkonzept erst ab, als Familien und Outdoorfans die Vielseitigkeit der Minivans entdeckten. Zuerst geschah dies in Asien und Amerika, von dort schwappte die Idee nach Europa. Chrysler-Boss Lee A. Iacocca, der 1964 den Ford Mustang initiierte und die Idee des familientauglichen Ponycars popularisierte, präsentierte 1984 das familienfreundliche Trio Plymouth Voyager, Dodge Caravan und Dodge Mini Ram Van: Der moderne US-Minivan war geboren und infizierte zuerst Amerika, dann Europa mit dem „Van-Fieber“. Plötzlich waren klassische Kombis von gestern, stattdessen die Van-typische hohe Sitzposition und viel Platz angesagt. Von Citroen bis VW, kaum ein Volumenhersteller verzichtete in den 1990ern auf Vans für den Weg in die Zukunft – bis die SUV den nächsten Trend lostraten.

Favoriten von Familien und sogenannten Soccer-Mums – Minivans hypten in den 1980ern und 90ern, im Bild ein Kia Car
Favoriten von Familien und sogenannten Soccer-Mums – Minivans hypten in den 1980ern und 90ern, im Bild ein Kia Carnival.
Foto: Kia

Vielleicht musste es so kommen, wie es Chrysler-CEO Iacocca 1984 vorhersagte: „Ich prophezeie, dass der Voyager und der Caravan für die 80er Jahre das sein werden, was der (Ford) Mustang für die 60er Jahre war – Fahrzeuge, die für außerordentliche Begeisterung und Käuferinteresse sorgen und andere Hersteller dazu veranlassen, Kopien zu entwickeln.“ Tatsächlich fanden Minivan-Pioniere wie Chrysler, Renault und die japanischen Vorreiter rasch Nachahmer, denn die Generation X drängte in den Arbeitsmarkt und legte Wert auf eine möglichst austarierte Work-Life-Balance: „Freizeitgesellschaft“, erregte sich Bundeskanzler Helmut Kohl damals. Die passenden Autos für Ferien mit der Familie, Outdoor-Aktivitäten und die frühen Formen mobiler Büros lieferten die Minivan-Produzenten.

Der amerikanische Urahn des modernen Minivans – Vor 40 Jahren präsentierte Chrysler den Voyager.
Der amerikanische Urahn des modernen Minivans – Vor 40 Jahren präsentierte Chrysler den Voyager.
Foto: Chrysler Brand Heritage

Mehr Platz als im Kombi und eine Panoramaaussicht von allen Plätzen, diese Van-Attribute waren fortan angesagt und ließen die globalen Van-Verkaufszahlen bis zur Jahrtausendwende von anfänglich rund 50.000 Einheiten auf gut drei Millionen pro Jahr ansteigen. Kaum ein Format, in dem Monospace-Modelle mit ihrem Einvolumen-Konzept nicht präsent waren: Von japanischen Drei-Meter-Kei-Cars über den kuriosen, 3,41 Meter kurzen, aber sechssitzigen Allradler Subaru E10/Libero bis zum kleinen Renault Twingo; von kompakten Vans wie Renault Scenic, Fiat Multipla und Opel Zafira bis hin zu den großen Raumgleitern à la Chrysler Voyager, Renault Espace und Kia Carnival oder Hyundai Trajet sowie Mitsubishi Space Wagon und Mazda MPV aus Japan, oder aber den in Portugal parallel gebauten Ford Galaxy, Seat Alhambra und VW Sharan war alles dabei.

Bestseller unter den Minivans – 2019 feierte Chrysler 15 Millionen verkaufte Voyager aller Generationen der Baurei
Bestseller unter den Minivans – 2019 feierte Chrysler 15 Millionen verkaufte Voyager aller Generationen der Baureihe, die bis heute im Angebot ist.
Foto: Chrysler Brand Heritage

Eine Kooperation zwischen dem französischen PSA-Konzern und Fiat brachte 1994 sogar „Eurovans“ hervor mit gleich vier Badge-Engineering-Geschwistern: Citroen Evasion, Fiat Ulysse, Lancia Zeta und Peugeot 806. Zudem florierten die Pkw-Versionen der „Nutzis“ wie VW Bulli und Ford Transit weiterhin. Das „Vanlife“, jene in Amerika und Asien verbreitete Kultur des Wohnens in Minivans statt in einer teuren Metropolwohnung, konnte sich hierzulande nicht durchsetzen. Aber die automobilen „Hochsitze“ inspirierten auch überraschende Miniformate wie Mercedes A-Klasse und VW Golf Plus. Modelle, die Senioren mitten ins Herz trafen, denn der hohe Hüftpunkt erleichtert das Einsteigen. Voluminöse Siebensitzer garantierten ebenfalls gute Geschäfte: Diese Großraumtransporter qualifizierten sich als Statussymbole von „Soccer-Mums“, die damit die halbe Schüler-Fußballmannschaft chauffierten, und als Elterntaxi für Kids, die zu Kita oder Kindergarten wollten.

Erst zu futuristisch für seine Zeit, später begehrtes Lifestylemodell – Der Renault Espace startete 1984, im Bild
Erst zu futuristisch für seine Zeit, später begehrtes Lifestylemodell – Der Renault Espace startete 1984, im Bild die ersten vier Generationen.
Foto: Renault Group

Mit diesen Talenten florierten die Vans bis Mitte der 1990er, dann faszinierten zunehmend die neuen Sport Utility Vehicle (SUV) mit vergleichbarer Variabilität, ergänzt um den Faktor Abenteuerlust. Heute trägt sogar der Renault Espace das Outfit eines konventionellen SUV, nachdem der 1984 revolutionäre Gallier über die Jahre fast alle Van-Konkurrenten überlebt hatte. Noch mehr Ausdauer und Erfolg zeichnet den Chrysler Voyager aus, von dem 2019 das 15-millionste Fahrzeug ausgeliefert wurde – zehn Mal mehr Einheiten als vom Renault Espace. Dafür verkörperte der (vierte) Espace seit 2002 – der Name steht für „Raum“ und „Weltraum“ – die französische Vision von Oberklasse. Loungekomfort, so sah für Renault die Zukunft im automobilen Oberhaus aus. Tatsächlich hielt der Espace Einzug in die Fuhrparks von Politik und Prominenz, konnte er doch Stil mit innerer Größe überzeugender verbinden als die exaltierten und glücklosen Limousinen Renault Vel Satis oder Citroen C6.

Loungekomfort als neuer Luxus – Der Renault Espace von 1984.
Loungekomfort als neuer Luxus – Der Renault Espace von 1984.
Foto: Renault Group

Die Freude am großen Raum initiierte Anfang der 1980er die ersten japanischen Vans. Kein Wunder, gilt üppig bemessener Raum im dicht bevölkerten Inselstaat doch seit jeher als ultimativer Luxus. Genau das war die Triebfeder für die Entwicklungsingenieure bei Mazda, Mitsubishi, Nissan, Subaru und Toyota, neue Raumkonzepte zu entwickeln. So wird bei den oft beengten Wohnverhältnissen in japanischen Häusern und Wohnungen jeglicher Stauraum genutzt und Schiebetürenkonstruktionen, Fusuma oder Shoji genannt, erleichtern den Zugang zu Zimmern und Schränken. Für die Entwicklung von Toyota Model F/Space Cruiser, Mazda MPV, Nissan Prairie und Subaru Libero galten Fusuma-Schiebetüren daher als unverzichtbar. Innovativ war zudem die Bandbreite der Ablagefächer, darunter die ersten Schubfächer unter den Sitzen. Nippons Autokäufer goutierten die neue Architektur, anders sah es auf westlichen Exportmärkten aus. Dort kämpften Fahrzeuge mit Schiebeportalen anfangs gegen Vorurteile, weil sie an Lieferwagen erinnerten. Ganz anders deshalb das Konzept des 1983 lancierten, nur 4,44 Meter langen, aber bis zu achtsitzigen Mitsubishi Space Wagon, der über konventionelle Türen verfügte. Auch heute sind es Asiaten, die den Van wiederentdecken – als Luxusvehikel. Modelle wie der Lexus LM (Luxury Mover), Zeekr 009 oder der für China entwickelte Volvo EM90 zeigen, wie die fernöstliche Lebenskultur tickt.

Ohne störende B-Säule und mit Schiebetüren – Der Nissan Prairie zählte schon 1982 zu den Vorreitern des japanische
Ohne störende B-Säule und mit Schiebetüren – Der Nissan Prairie zählte schon 1982 zu den Vorreitern des japanischen Minivans.
Foto: Nissan

Ob Minivans für Oldtimerfans interessant sind, beantwortet Experte Christoph Pichura von der Oldtimer-Bewertungsorganisation Classic Analytics: „Aufgebraucht und ausgestorben. Obwohl die Minivans eine ganze Ära der Fortbewegung und des Automobildesigns geprägt haben, scheint ihnen heute niemand mehr hinterher zu trauern – wahrscheinlich waren sie dafür dann doch eine Spur zu brav und zu praktisch. Selbst der Urvater aller Minivans, der Renault Espace, ist trotz seiner innovativen Kunststoffkarosserie bereits im guten Zustand für 11.000 Euro zu haben.“

Raum auf drei Sitzreihen – Der Mitsubishi Space Wagon startete 1984 auch in Europa.
Raum auf drei Sitzreihen – Der Mitsubishi Space Wagon startete 1984 auch in Europa.
Foto: Mitsubishi

Kurzcharakteristik:

Allrad für alle – Subaru verkaufte ab 1983 sogar den 3,41 Meter kurzen, aber sechssitzigen Van E10 Libero mit 4x4-
Allrad für alle – Subaru verkaufte ab 1983 sogar den 3,41 Meter kurzen, aber sechssitzigen Van E10 Libero mit 4x4-Technik.
Foto: Subaru

Modellhistorie:

Van mit amerikanischen Komfortattributen – Mazda setzte beim von 1988 bis 1999 angebotenen MPV auch auf 3,0-Liter
Van mit amerikanischen Komfortattributen – Mazda setzte beim von 1988 bis 1999 angebotenen MPV auch auf 3,0-Liter Sechszylinder-Power.
Foto: Mazda

1974: Abgeleitet von einem Nutzfahrzeug-Transporter führt der Chrysler-Konzern das erste Modell namens Voyager ein

Auch in 1991 gezeigter zweiter Generation blieb der Renault Espace Vorbild für viele neu hinzukommende Minivans.
Auch in 1991 gezeigter zweiter Generation blieb der Renault Espace Vorbild für viele neu hinzukommende Minivans.
Foto: Renault Group

1977: Nissan präsentiert auf Basis eines Nutzfahrzeugs das Van-Concept Homy

Der Marktführer wird größer – Chrysler-Plymouth Grand Voyager von 1996.
Der Marktführer wird größer – Chrysler-Plymouth Grand Voyager von 1996.
Foto: Chrysler Brand Heritage

1978: Chrysler beginnt mit dem Projekt eines „kleinen, bezahlbaren Vans, der wie ein Pkw aussieht und fährt“. Philippe Guédon, technischer Leiter des Automobilherstellers und Technologiekonzerns Matra, begeistert sich für die amerikanischen und japanischen Ideen des Van-Konzepts. Guédon beauftragt den Matra-Chefdesigner Antoine Volanis mit dem Entwurf eines solchen Fahrzeugs, um das Matra-Programm auszubauen. Matra produziert damals den Rancho (Crossover-Modell auf Basis des Simca 1100) und den dreisitzigen Sportwagen Bagheera

Peugeot – im Bild der 807 – setzte ab 1994 über zwei Modellgenerationen auf eine Van-Kooperation mit Citroen
Peugeot – im Bild der 807 – setzte ab 1994 über zwei Modellgenerationen auf eine Van-Kooperation mit Citroen, Fiat und Lancia.
Foto: Peugeot Stellantis

1979: Im März präsentiert Volanis das erste Concept Car einer Großraumlimousine, mit nur einer Tür auf der Fahrerseite. Im Juni entsteht das Concept P16, nun mit vier Türen und Heckklappe. Als seriennahe Studien debütieren der Mitsubishi Space Wagon und der Toyota Family Wagon, aus dem die Exportversionen Model F bzw. Space Cruiser hervorgehen

Höher positionierte Sitze und variabel konfigurierbare Interieurs kamen in den 1990ern auch in Kompaktklassemodellen in
Höher positionierte Sitze und variabel konfigurierbare Interieurs kamen in den 1990ern auch in Kompaktklassemodellen in Mode.
Foto: Peugeot Stellantis

1981: Nach einer Studie mit dem Code P17 in kompaktem Format präsentiert Matra im April den fahrfähigen Entwurf P18, jetzt mit 1,6-Liter-Benziner. Weder Matra-Kooperationspartner Peugeot noch Citroen sind an einer Serienversion interessiert

Kompaktklasse im Vankleid – Der Opel Zafira startete 1999 als Alternative zu Astra & Co.
Kompaktklasse im Vankleid – Der Opel Zafira startete 1999 als Alternative zu Astra & Co.
Foto: Opel Stellantis

1982: Der Nissan Prairie mit zwei seitlichen hinteren Schiebetüren und ohne B-Säule wird in Japan vorgestellt und eingeführt. Internationaler Vertriebsstart für den Mitsubishi Space Wagon. Renault-Chef Bernard Hanon begeistert sich für die Matra-Studie und kombiniert diese mit der Technik aus den Renault-Modellen 18, 25 und Fuego

Die asiatische Vision von Oberklasse – der Van Lexus LM wird seit 2024 auch in Deutschland verkauft.
Die asiatische Vision von Oberklasse – der Van Lexus LM wird seit 2024 auch in Deutschland verkauft.
Foto: Lexus

1983: Im Juni unterzeichnen Renault und Matra einen Kooperationsvertrag, wonach die Produktion des neuen Modells bei Matra erfolgt. Verkaufsstart für den Plymouth Voyager von Chrysler. Europäischer Marktstart für den Mitsubishi Space Wagon mit drei variablen Sitzreihen für bis zu acht Passagiere

1984: Plymouth Voyager, Dodge Caravan und Dodge Mini Ram Van kommen in den Handel. In den Medien ist erstmals vom Begriff „Minivan“ als neuem Marktsegment die Rede. In Deutschland soll der Minivan als Chrysler Voyager verkauft werden. Im Mai präsentiert Renault den Espace als neuen „Großraum-Pkw von Renault und Matra“. Die Vorserienproduktion startete bereits im März, allerdings kann Renault in diesem ersten Jahr nur 5.745 Espace verkaufen. Marktstart ist in Frankreich im Juli. Ende des Jahres Markteinführung auf allen wichtigen europäischen Märkten. In den USA kommt der Toyota Van in den Handel

1985: Neu im Minivan-Segment sind Chevrolet Astro und GMC Safari mit Hinterradantrieb. Die Jahresproduktion des Renault Espace steigt auf 14.160 Einheiten

1986: Ford USA lanciert den Minivan Aerostar mit Hinterradantrieb. Nissan führt den Vanette auf dem US-Markt ein, weltweit größter Van-Absatzmarkt. Die Jahresproduktion des Espace steigt auf 19.398 Einheiten

1987: Im Juni erreicht der Espace die Gesamtstückzahl von 50.000 Einheiten. Die Renault-Tochter Alpine soll in Dieppe ebenfalls den Espace fertigen

1988: Mazda führt seinen ersten Minivan unter dem Modellnamen MPV ein. Der MPV basiert auf dem Mazda Luce, ist mit V6-Motoren und optionalem Allradantrieb ausgestattet; im Jahr 1999 startete der Mazda MPV in zweiter Generation, 2005 folgte die dritte Auflage, die in einigen Ländern als Mazda8 verkauft wurde. In diesem Jahr werden erstmals mehr als 30.000 Renault Espace (exakt 31.693) verkauft. Erstes umfassendes Facelift mit neuer Frontgestaltung, größeren Heckleuchten und neuer Heckklappe. Wahlweise gibt es den Espace nun auch mit Allradantrieb und geregeltem Drei-Wege-Katalysator

1989: Im März läuft der 100.000ste Renault Espace vom Band und der Jahresausstoß steigt auf 44.024 Einheiten. In den USA haben die Minivans das Segment klassischer Kombi im Volumen deutlich übertroffen

1990: Neu in Japan ist der Toyota Estima, der als Toyota Previa global vermarktet wird. Als Studie stellt Matra den 230 km/h schnellen Espace Biturbo Quadra vor, dies mit dem 270 PS starken Motor aus dem Safrane Biturbo

1991: Nissan legt das Modell Serena im Monospace-Konzept auf, auch in Deutschland wird der Serena später eingeführt. Nach 191.674 Exemplaren läuft im Februar ein völlig neuer, zweiter Espace an

1994: Die „Eurovans“ werden eingeführt und im französischen Werk Sevel Nord gebaut als Citroen Evasion, Fiat Ulysse, Lancia Zeta und Peugeot 806. In zweiter, 2002 aufgelegter und bis 2014 gebauter Eurovan-Generation gibt es die Modelle Citroen C8, Fiat Ulyssse, Lancia Phedra und Peugeot 807. Anlässlich des zehnjährigen Produktionsjubiläums des Espace präsentiert Renault den Prototyp Espace F1 mit 810 PS starkem Renault-F1-Triebwerk zur Feier der dritten in Folge gewonnenen Formel-1-Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Von 0 auf 200 km/h sprintet der Espace F1 in 6,3 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei knapp 300 km/h

1995: Aus einer Kooperation zwischen Volkswagen und Ford gehen die Minivans Ford Galaxy, Seat Alhambra und VW Sharan hervor. Der Ford Galaxy wird in zweiter (ab 2006) und dritter (ab 2015) Generation ergänzt durch den Ford S-Max. Die zweite Generation des VW Sharan debütiert 2010, ebenso der zweite Seat Alhambra, und die Modelle werden bis 2020 bzw. 2022 gebaut. Honda steigt mit dem Modell Odyssey ins Minivan-Segment ein, 1996 folgt der Honda Stepwgn und im Jahr 2000 der Honda Stream. Ford USA legt den großen Windstar auf

1996: Opel/Vauxhall führen den Minivan Sintra ein, der auf den US-Modellen Chevrolet Venture und Pontiac TransSport basiert. Im Jahr 1999 wird der Sintra durch den neu entwickelten Opel Zafira abgelöst. Mercedes legt die V-Klasse auf. Im Juli rollt der 500.000ste Renault Espace vom Band, aber die Jahresproduktion fällt auf 34.203 Einheiten. Die dritte Espace-Generation wird im Dezember vorgestellt und 1997 mit 2,0-Liter-Vierzylinder- und V6-Benzinern sowie mit Vierzylinder-Dieselmotoren im Markt eingeführt. Die Karosseriestruktur des Espace III besteht erneut aus einem feuerverzinkten Stahlrahmen, auf den die aus dem Verbundwerkstoff S.M.C. („Sheet Molding Compound“) gefertigte Au¬ßenhaut aufgeklebt wird. Die Produktion des Espace erfolgt wie bisher bei Matra. Außerdem lanciert Renault den kompakteren Scenic. Der westeuropäische Minivan-Markt steigt von 210.000 auf 350.000 Einheiten jährlich, ist aber ab Ende der 1990er Jahre rückläufig

1997: Der Elgrand ergänzt das Minivan-Programm von Nissan

1998: Fiat legt einen neuen Multipla auf. Der Kia Carnival mit hinteren Schiebetüren wird in Korea vorgestellt und geht global in die Vermarktung. Mit längeren Außenabmessungen (4,79 Meter) wird der Grand Espace eingeführt, der Espace misst 4,52 Meter. In Malaysia wird der dritte Espace als nahezu baugleicher Enviro 2000 in Produktion genommen, und in China bei SRAC startet die Produktion des Sanjiang Espace. Im Rahmen des 24-Stunden-Rennens von Le Mans debütiert das von Franco Sbarro realisierte Showcar Espace Spider mit zwei Überrollbügeln und flachem Windabweiser sowie 194 PS starkem V6-Benziner

1999: Hyundai tritt mit dem Modell Trajet ins Minivan-Segment ein. Auch in China gibt es nun Minivans, denn Shanghai GM lanciert den Buick GL8

2000: Der Minivan-Hype erreicht in den USA seinen Höhepunkt mit 1,4 Millionen verkauften Einheiten in nur einem Jahr. 2013 sind es nur noch rund 500.000 Einheiten pro Kalenderjahr. Minivans leiden unter dem Image eines Autos für „Soccer Moms“ und Senioren. Volkswagen beendet deshalb sogar 2003 den US-Vertrieb seines Eurovan (T4 „Bulli“), Ford steigt 2006 aus dem Segment aus und GM 2009.

2001: Matra und MG Rover verhandeln über eine Rover-Variante des Espace, letztlich aber scheitern die Verhandlungen

2002: Toyota führt die Flaggschiff-Minivan-Reihe Alphard ein, die bis heute im Modellprogramm bleibt. Im September endet die Fertigung des dritten Espace nach 357.120 Einheiten. Die vierte Espace-Generation steht auf derselben Plattform wie die Modelle Renault Laguna II und Renault Vel Satis, die Designsprache des Espace orientiert sich am Oberklassemodell Vel Satis und dem einzigen Van-Coupé Avantime. Die Espace-Produktion wird von Matra zu Renault ins Werk Sandouville verlagert, dies nach bisher insgesamt 865.213 Espace. Der Espace IV wird in zwei Formaten angeboten, als 4,66 Meter langer Espace (Radstand 2,80 Meter) und als 4,86 Meter langer Grand Espace (Radstand 2,87 Meter). Die Motorenpalette umfasst 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner, 3,5-Liter-V6-Benziner 1,9-Liter-Diesel, 2,2-Liter-Diesel und später weitere Selbstzünder. Der Marktstart des Espace IV erfolgt im November

2003: Als weltweit erster Minivan wird der Toyota Alphard mit Vollhybrid-Antrieb eingeführt

2004: Als größter Minivan aller Zeiten, was die Platzkapazität betrifft, fährt der elfsitzige koreanische SsangYong Rodius an den Start. In Europa führt Mazda den Kompaktvan Mazda5 ein. Der Minivan-Absatz geht nun global kontinuierlich zurück

2013: Vorbote einer neuen Espace-Generation ist das seriennahe Concept Car Initiale Paris, das im September auf der IAA in Frankfurt vorgestellt wird

2014: Passend zum 30. Geburtstag feiert im September eine neue Espace-Generation ihr Debüt auf dem Pariser Automobilsalon, dies als Crossover auf der Architektur der Renault-Nissan Common Module Family (CMF) und mit Benzinern und Dieselmotoren

2015: Der fünfte Espace (Länge 4,88 Meter, Radstand 2,88 Meter) wird nur noch auf Linkslenker-Märkten verkauft. Das Motorenprogramm des Espace umfasst zunächst 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit bis 147 kW/200 PS Leistung und 2,0-Liter-Diesel

2016: In China erreicht das Minivan-Segment seinen Höhepunkt mit 2,5 Millionen Einheiten in einem Jahr; im Jahr 2021 sind es nur noch 1,1 Millionen Einheiten. Auch in Indien werden Minivans nun überaus populär, im Jahr 2020 erreichen sie 283.000 Zulassungen

2019: Chrysler feiert 15 Millionen produzierte Minivans; im geschrumpften amerikanischen Minivan-Segment hält Chrysler einen Anteil von 54 Prozent

2020: Renault feiert 1.348.000 Einheiten des Espace in fünf Generationen. Lexus lanciert seinen ersten Luxus-Van, das Modell LM. Die Bezeichnung LM steht für „Luxury Mover“. In Japan haben Minivans 20,8 Prozent Marktanteil

2021: Mit dem Staria lanciert Hyundai einen futuristisch designten Minivan

2022: In China wird der 5,21 Meter lange Minivan Zeekr 009 aus dem Geely-Konzern vorgestellt. Technisch verwandt ist der Zeekr 009 mit dem Volvo EM90. Der neue chinesische Hongqi HQ9 (Länge: 5,22 Meter) fäIlt ebenfalls ins Segment der Luxus-Vans

2023: Die luxuriösen Vans Toyota Alphard und Vellfire werden in Neuauflage gezeigt und sind technisch verwandt mit dem Lexus LM. Im März wird die sechste Espace-Generation vorgestellt, diesmal als SUV, technisch verwandt mit dem Renault Austral

2024: Der luxuriöse Volvo EM90 geht in Produktion, dies als 5,21 Meter langer, vollelektrischer Minivan, der zunächst in China verkauft wird. Chrysler würdigt das Jubiläum „40 Jahre Minivans“ durch den Relaunch des Modellnamens Voyager für die Basisversionen des Chrysler Pacifica. In Amerika und Europa haben SUV und Crossover-Modelle die Vans weitgehend abgelöst

Wolfram Nickel/SP-X