Pfingsmontag ist Schluss in der Eifel: Götterdämmerung bei „Rock am Ring“

Rheinland-Pfalz — Marek Lieberberg ist die Betroffenheit noch deutlich anzuhören: „Es wird 2015 kein Rock am Ring mehr in der Eifel geben.“ Ein Paukenschlag für die Rennstrecke und eines der größten Rockfestivals Europas.

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Von unserem Kulturchef Claus Ambrosius

Nach 29 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit ist dem Frankfurter Konzertveranstalter von den neuen Betreibern des Rings zum Jahresende gekündigt worden, am Freitag gab es ein letztes Gespräch, bei dem laut Lieberberg keine Einigung zu erzielen war: „Den neuen Herren des Rings geht es nur um die Gewinnmaximierung – die Geschichte des Festivals und der Zusammenarbeit ist ihnen offenbar völlig egal.“

Kosten höher als bei vergleichbaren Festivals

Die neuen Betreiber, vertreten durch Geschäftsführer Carsten Schumacher, hätten gefordert, ihren Anteil am Ertrag des Festivals von bisher einem Drittel um 25 Prozent zu erhöhen. „Da können wir nicht mehr mit“, so Lieberberg: Allein schon wegen der besonderen topografischen Situation – also der Lage des Festivalortes oder etwa der Einrichtung des Zeltplatzes – seien die Kosten für die Veranstaltung beispielsweise um etwa 2,5 bis 3 Millionen Euro höher als beim Schwesterfestival Rock im Park.

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Ich mag nur den „Truck-Grand-Prix“.
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Marek Lieberberg ist von dem Ende seines Festivals am Nürburgring enttäuscht: „Heute morgen waren wir hier alle voller Trauer und Nostalgie.“ Und er macht kein Geheimnis daraus, dass er vom Vorgehen der neuen Geschäftsführung entsetzt ist: „Da ist es offenbar noch nicht genug mit den Milliardenverlusten für den Steuerzahler – jetzt wird versucht, aus den Dingen, die es noch gibt, ein Maximum an Profit zu pressen.“

Besonders ärgert den Konzertveranstalter, dass schon vor den Vertragsverhandlungen mit seiner Agentur offenbar mit anderen Anbietern Verhandlungen geführt wurden, um eine Drohkulisse aufzubauen: „Sie können sich vorstellen, wie peinlich das für mich ist, wenn ich von Musikern erfahre, dass mit unterschiedlichen Veranstaltern am Ring verhandelt wird.“

Mit der von der Ring-Geschäftsführung gewünschten Beteiligung hätte sich Rock am Ring für Marek Lieberberg nach eigener Aussage nicht mehr gerechnet: „Durch die hohen allgemeinen Kosten am Ring ist für uns jetzt die Grenze erreicht“, rechnet er vor. „Schon jetzt müssen wir mindestens die Zahl von 70.000 Zuschauern erreichen, damit der Punkt der Rentabilität erreicht werden kann.“ Das ist ein hohes Ziel, das seinen Angaben nach auch in diesem Jahr trotz gestiegener Eintrittspreise erreicht werden wird, wenn auch – im Gegensatz zum vergangenen Jahr – eine Woche vor Festivalstart noch Festival- und Tageskarten erhältlich sind: „Wir sind jetzt bei rund 70.000 Besuchern, aber so eine Spitzenzahl wie im Vorjahr mit 85.000 Besuchern und mehr wird es wohl nicht werden.“

Rock am Ring war in den Höhen und Tiefen in der Diskussion um die Zukunft des Rings stets als eine wichtige Konstante wahrgenommen worden, als wichtigste – und als spektakulärste Veranstaltung außerhalb des Rennzirkus. „Als es das Hin und Her mit der EU gab und die Verunsicherung, ob es überhaupt weitergehen kann, haben sich alle Politiker hinter Rock am Ring gestellt“, erinnert sich Lieberberg. Ob Innenminister Roger Lewentz (SPD) oder CDU-Oppositionsführerin Julia Klöckner: „Sie haben bei mir angerufen und ihr Bekenntnis zu Rock am Ring abgegeben – das waren offenbar Rütli-Schwüre“, sagt Marek Lieberberg heute.

Eine Option für die Fortführung liegt in Rheinland-Pfalz

Dabei weiß er im Gegensatz zu den Ring-Betreibern eines sicher: Auch 2015 wird es ein Rock-am-Ring-Festival geben – nur eben nicht am Nürburgring: „Wir machen auf jeden Fall weiter“, bestätigte Lieberberg. „Die Namensrechte gehören ausschließlich unserer Agentur, und wir haben sechs verschiedene Optionen, wo das Festival zukünftig stattfinden kann.“ Eine davon soll in Rheinland-Pfalz verortet sein, die anderen fünf in anderen Bundesländern.

Dass es doch noch eine Einigung für den Verbleib des Festivals in der Eifel geben kann, hält Marek Lieberberg für unwahrscheinlich: „Sie haben mir ja gekündigt. Und da sehe ich keine Brücke mehr. Nein, auch wenn ich das mit großer Traurigkeit sage: Das große Jubiläumsfestival ,30 Jahre Rock am Ring' findet nicht mehr am Nürburgring statt.“