Paris

Kontroverse um Wasserqualität

Pariser Bürgermeisterin springt vor Olympia in die Seine

Von dpa
Pariser Bürgermeisterin springt vor Olympia in die Seine
Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, und Tony Estanguet, Präsident des Organisationskomitees für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris, stehen vor dem Eiffelturm. Die zwei wollen am Mittwoch in der Seine schwimmen, um zu beweisen, dass die Wasserqualität des Flusses ausreichend für das Abhalten olympischer Wettkämpfe ist. (zu dpa: «Pariser Bürgermeisterin springt vor Olympia in die Seine») Foto: Michel Euler/DPA

Zittern bis zum Ende: Ist das Wasser der Seine sauber genug für olympische Schwimm-Wettkämpfe? Der Pariser Olympia-Chef und die Bürgermeisterin wollen das mit einem Sprung in den Fluss beweisen.

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Paris (dpa). In Paris ist es kurz vor dem Start der Olympischen Spiele eines der Gesprächsthemen, bei dem die Menschen zu Spott und Häme neigen, während die betroffenen Sportler sich die Haare raufen. Wird die Seine in Frankreichs Hauptstadt wirklich sauber genug sein, um dort wie geplant Schwimm-Wettkämpfe durchzuführen? Oder waren die 1,4 Milliarden Euro, die für eine bessere Wasserqualität des Flusses investiert wurden, herausgeworfenes Geld?

Während Laboruntersuchungen punktuell noch Probleme signalisieren, wollen die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sowie der Pariser Organisationschef der Spiele, Tony Estanguet, heute gemeinsam in die Seine springen und beweisen, dass das Wasser proper ist. Begleitet werden sie vom Präfekten der Hauptstadtregion Île-de-France, Marc Guillaume. Gewissermaßen die Schau gestohlen hatte der illustren Schwimmgruppe am Samstag bereits Frankreichs Sportministerin Amelie Oudea-Castera, die im Neoprenanzug eine Runde in dem Fluss drehte.

Wettkämpfe in der Seine sind Prestigesache

Pariser Bürgermeisterin springt vor Olympia in die Seine
Auf diesem Foto, das vom Ministerium für Sport, Olympische und Paralympische Spiele zur Verfügung gestellt wurde, gestikulieren die französische Ministerin für Sport, Olympische und Paralympische Spiele Amelie Oudea-Castera (l) und der Goldmedaillengewinner der Paralympics 2020 in Tokio, Alexis Hanquinquant, vor dem Schwimmen in der Seine. Oudéa-Castéra nahm am 13.07.2024, weniger als zwei Wochen vor dem Beginn der Olympischen Spiele 2024 in Paris, ein symbolisches Bad in der Seine. Am Mittwoch wollen die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sowie der Pariser Organisationschef der Spiele, Tony Estanguet, in der Seine schwimmen, um zu beweisen, dass die Wasserqualität ausreichend ist für das Abhalten olympischer Wettkämpfe. (zu dpa: «Pariser Bürgermeisterin springt vor Olympia in die Seine»)
Foto: Uncredited/DPA

Wer vom Ufer oder den Brücken in die trübe Brühe der Seine guckt, möchte darin eigentlich nicht schwimmen, aber darum geht es nicht. Die Olympia-Macher und Frankreich versprechen sich unvergessliche Bilder, wenn die Schwimm-Wettkämpfe vor der Prachtkulisse der Stadt von einem Millionenpublikum an den Bildschirmen und vom Ufer aus verfolgt werden.

Pariser Bürgermeisterin springt vor Olympia in die Seine
Auf diesem Foto, das vom Ministerium für Sport, Olympische und Paralympische Spiele zur Verfügung gestellt wurde, gestikulieren die französische Ministerin für Sport, Olympische und Paralympische Spiele, Amelie Oudea-Castera (l) und der Goldmedaillengewinner der Paralympics 2020 in Tokio, Alexis Hanquinquant, während sie in der Seine in Paris schwimmen. Oudéa-Castéra hat am 13.07.2024 ein symbolisches Bad in der Seine genommen. Am Mittwoch wollen die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sowie der Pariser Organisationschef der Spiele, Tony Estanguet, in der Seine schwimmen, um zu beweisen, dass die Wasserqualität ausreichend ist für das Abhalten olympischer Wettkämpfe. (zu dpa: «Pariser Bürgermeisterin springt vor Olympia in die Seine»)
Foto: Uncredited/DPA

Riesensummen wurden im Großraum Paris in Kläranlagen und das Abwassersystem investiert, um die Wasserqualität zu verbessern. Verhindert wird nun, dass bei Starkregen mit den Wassermassen auch Toilettenabwässer in den Fluss gelangen.

Pariser Bürgermeisterin springt vor Olympia in die Seine
Aurelie Lemaire, Forschungspraktikantin in der Mikrobiologie, testet die Wasserqualität der Seine mit einem Reagenz. Am Mittwoch wollen die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sowie der Pariser Organisationschef der Spiele, Tony Estanguet, in der Seine schwimmen, um zu beweisen, dass die Wasserqualität ausreichend ist für das Abhalten olympischer Wettkämpfe. (zu dpa: «Pariser Bürgermeisterin springt vor Olympia in die Seine»)
Foto: Christophe Ena/DPA

Dass die Wasserqualität dennoch in den letzten Monaten lange Zeit zu wünschen übrig ließ, erklärte die Stadt mit der ungewöhnlichen feuchten Witterung und niedrigen Temperaturen. Denn bei höheren Temperaturen und einem niedrigeren Wasserstand der Seine würden Krankheitserreger dort schneller abgebaut.

Stadt bei Wasserqualität zuversichtlich

Seitdem in den letzten Tagen das Wetter ausgesprochen sommerlich geworden ist, deuten auch die Laborwerte darauf hin, dass es mit dem Schwimmen in der Seine klappen könnte. «Wir haben keinen Zweifel daran, dass wir die Wettkämpfe zum vorgesehenen Termin abhalten können», sagte der für die Olympischen Spiele zuständige stellvertretende Pariser Bürgermeister Pierre Rabadan.

«Es ist ein bisschen zum Verzweifeln für die Athleten und für den Staff, die das ja vorbereiten sollen. Wir bereiten uns erst mal auf die Seine vor. Wir würden den Wettkampf gerne dort austragen. Es kann aber sein, dass das kurzfristig umgestellt wird und wir dann auf der Ruderregattastrecke schwimmen», sagte Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn, der auch die aussichtsreichen Medaillenkandidaten Florian Wellbrock (Olympiasieger von Tokio), Oliver Klemet und die Niederländerin Sharon van Rouwendahl (Olympiasiegerin Rio, Weltmeisterin 2024) betreut.

Trainer gucken kritisch auf Seine

Die meisten Trainer hätten den Fluss von Beginn an sehr kritisch beäugt. «Wir sind jetzt sehr festgelegt auf diese Strecke und diesen Kurs. Die Entscheidung, die Rennen dort durchzuführen, war von Anfang an eigentlich ein großes Risiko», betonte der Bundestrainer. Es sei bei Olympia nicht schön, in einem Sport, den man so wissenschaftlich vorbereitet, ein Glücksspiel zu haben. «Das wäre auf der Ruderstrecke anders. Dort gibt es etwa 25 Grad Wassertemperatur, die Seine wird bei 21, 22 Grad bleiben. Die Ruderstrecke wäre diesbezüglich also angenehmer», sagte Berkhahn.

Neben der Wasserqualität ist auch die Fließgeschwindigkeit der Seine eine große Sorge der Schwimmer. Sie müssen ja sowohl mit der Strömung als auch gegen die Strömung schwimmen. Zuletzt floss die Seine noch so schnell, dass laut Aussagen von Trainer Berkhahn die Austragung von Wettkämpfen unmöglich gewesen wäre. Die erhöhte Fließgeschwindigkeit hing damit zusammen, dass der Wasserstand in der Seine nach dem üppigen Regen der vergangenen Monate deutlich höher war als üblich.

Fließgeschwindigkeit weiteres Problem

Nach der letzten Analyse der Stadt beträgt die Wassermenge in der Seine immer noch mehr als das Dreifache der im Sommer üblichen Menge. Dies führt zu einer erhöhten Fließgeschwindigkeit, die das Abhalten von Schwimm-Wettkämpfen gefährden könnte.

«Die Wasserwerte werden besser, die Strömung ist nach wie vor ein Problem», sagte Schwimmer Wellbrock vor einigen Tagen. «Aktuell ist sie noch zu stark, um Wettkampf zu schwimmen. Mittlerweile wurde aber offen über einen Plan B kommuniziert. Unsere Wettkämpfe finden also auf jeden Fall statt. Das ist für uns natürlich enorm wichtig und bringt Ruhe rein.»

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