Kommentar: Die gewaltige Macht des Einzelnen

Ein tunesischer Gemüsehändler, der sich selbst anzündet und damit die arabische Revolution auslöst, eine russische Punkband, die mit einem Lied den mächtigen Kremlchef Wladimir Putin herausfordert, und jetzt eine Inderin, die nach einer schrecklichen Massenvergewaltigung stirbt:

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Immer häufiger werden die Taten und Schicksale einzelner Menschen zu Triebfedern eines gesellschaftlichen Wandels, der Weltgeschichte. Vor 20 Jahren wäre die Meldung über die vergewaltigte Inderin vermutlich noch im Berg der Nachrichten untergegangen, wenn sie überhaupt bekannt geworden wäre. Heute, in Zeiten von Facebook und anderen sozialen Medien, rührt diese Geschichte an den Grundfesten der indischen Demokratie und offenbart die großen Probleme des Milliardenvolks.

So bitter es ist, dass erst eine Frau auf so abscheuliche Weise ums Leben kommen muss, um diese Probleme zu offenbaren – es ist zu hoffen, dass ihr Tod nicht ohne Folgen bleibt. Dass dieser vermutlich mit dem Tod der Peiniger der Frau gesühnt wird, ist allerdings die falsche Lehre.

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