Fußball-WM 2011: Japan läuft DFB-Frauen Rang ab
Alles ist bestens vorbereitet. Die deutsche Mannschaft bezieht ein wochenlanges Trainingslager, in Werbespots verulken die Frauen das starke deutsche Fußballer-Geschlecht mit der ambitionierten Aussage „Platz drei ist was für Männer“, ein ganzes Land ist schon im Titelfieber, da ist die WM im eigenen Land noch gar nicht angepfiffen. Ja, und dann kommt alles anders.
Was als Jubelorgie in Schwarz-Rot-Gold gedacht war, endet tatsächlich in einem Triumph in Blau. Japan – nicht Deutschland heißt am 17. Juli im Frankfurter WM-Stadion der neue Weltmeister der Fußball-Frauen. In einem packenden Finale setzen sich die Asiatinnen, angeführt von ihrer großartigen Spielführerin Homare Sawa, mit 3:1 im Elfmeterschießen durch. Es ist der ungeahnte Erfolg einer fußballerisch zweifellos talentierten Mannschaft, die ihre mentale Stärke daraus zieht, dass ihr in der Heimat Menschen die Daumen drücken, die Wochen zuvor bei einem Erdbeben und – schlimmer noch – bei der Katastrophe im Atomkraftwerk von Fukushima ihr Hab und Gut, nicht aber ihren Lebensmut verloren haben. Dafür wollen die japanischen Fußballerinnen danken und ihnen etwas von der Kraft zurückgeben, die ihnen für das Turnier in Deutschland mitgegeben wurde.
![Deutsche Frauen-Nationalmannschaft](/cms_media/module_img/742/371253_1_largearticleimage_371253_1_org_4e070c94894b3.jpg)
Aber in allem Negativen wohnt auch Gutes. Der guten Stimmung in den Stadien tut das deutsche Ausscheiden keinen Abbruch. In den Halbfinalpartien gibt es volle Ränge und viel Unterstützung für Japan, die USA, Schweden und Frankreich. Das Endspiel ist packend. Zweimal gehen die USA in Führung, zweimal kommt Japan zurück und hat im Elfmeterkrimi die besseren Nerven.
![WM-Stimmung](/cms_media/module_img/780/390027_1_largearticleimage_390027_1_org_4e2034abe9d0d.jpg)
Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt. Die sechste Frauen-WM hat auch ihre Doping-Schattenseiten. Erst wird Kolumbiens Torfrau Yineth Varon positiv getestet, dann erwischt es die Nordkoreanerinnen Song Jong Sun und Jong Pok Sim. Von diesen Fehltritten abgesehen, sind die Nordkoreanerinnen auch sportlich die größte Enttäuschung des Turniers. Ohne Tor und mit nur einem Punkt reisen die Nordkoreanerinnen nach der Gruppenphase wieder nach Hause.
Auch die Schiedsrichterinnen geben sich während des Turniers mitunter der Lächerlichkeit preis. Das von der Ungarin Gyoengi Gaal nicht geahndete Handball-Spiel von Äquatorialguineas Bruna ist die Slapstick-Einlage des Turniers schlechthin. Dennoch: Unterm Strich ist diese WM beste Werbung für den Frauenfußball.
Von unserem Redakteur Klaus Reimann
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