Doppelt fährt besser – Fahrbericht: MG HS PHEV

Gerade bei Richtgeschwindigkeit 130 verwöhnt der HS mit seinem sauberen Lauf und gutem Kontakt zur Straße
Gerade bei Richtgeschwindigkeit 130 verwöhnt der HS mit seinem sauberen Lauf und gutem Kontakt zur Straße Foto: MG Motor

Erstmals bietet MG in seinem Mittelklasse-SUV auch einen Plug-In-Antrieb. Gerade Familien auf großer Fahrt werden den HS PHEV ins Herz schließen – und für den Urlaub bleibt auch noch einiges in der Kasse.

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SP-X/München. Die neuen Benchmarks fangen auch bei den SUV der unteren Mittelklasse mit zwei Einsen an: 100 Kilometer für die völlig emissionsfreie Fortbewegung und 1.000 für die Gesamtreichweite. Zumindest auf dem Teststand und in den Papieren weisen inzwischen einige der geräumigen Fahrzeuge jenseits der 4,50 Meter diese Maximalwerte auf. Vor allem die Kundschaft früherer Dieselfahrer dürfte sich davon betören lassen.

Gerade bei Richtgeschwindigkeit 130 verwöhnt der HS mit seinem sauberen Lauf und gutem Kontakt zur Straße
Gerade bei Richtgeschwindigkeit 130 verwöhnt der HS mit seinem sauberen Lauf und gutem Kontakt zur Straße
Foto: MG Motor

Auch MG weist darum jetzt bei der Neuauflage seines HS mit einem Plug-in diese Werte aus. Und das zu einem Preis von 39.990 Euro. Das wird nicht nur Dienstwagenfahrer aufmerksam das Angebot studieren lassen. Preislich liegt die Konkurrenz von Nissan, Hyundai oder Skoda um Tausende Euro darüber – nur der chinesische Wettbewerber BYD kann da mithalten.

Einen reinen Elektromodus, mit dem etwa 40-Kilometer-Pendler während der Woche ohne Benzinkosten und Emissionen fahren k
Einen reinen Elektromodus, mit dem etwa 40-Kilometer-Pendler während der Woche ohne Benzinkosten und Emissionen fahren könnten, gibt es nicht
Foto: MG Motor

Doch gerade, wer sich lang und viel, mit mehreren Reisenden und reichlich Gepäck im Auto aufhält, möchte natürlich mehr als nur Mega-Reichweite bekommen. Die ist ja auch in der Praxis oft nicht so entscheidend. Wer fährt schon von Freilassing nach Flensburg, ohne mal zu anzuhalten? Wobei: Munter lospreschen ließe es sich schon an der Grenze zu Österreich und Richtung Dänemark. Denn die beiden Motoren im HS liefern dafür ein überzeugendes Duo. In 6,9 Sekunden ist die 100-Stundenkilometermarke erreicht, weil die 135 kW/247 PS aus dem Elektroantrieb ab Anrollen loslegen und auch das Turbolöchlein des 1,5-Liter-Benziners unspürbar machen. Dessen 143 PS tragen zu einer Systemleistung von mächtigen 272 PS bei – und zum vergnüglichen Gleiten über die Autobahn. Die 190 Kilometer Höchstgeschwindigkeit sind dabei nicht das Sehnsuchts-Merkmal. Zumal dann auch flugs die Batterie leer ist. Die 21,4 kWh können aber nur mit AC-Laden wieder befüllt werden. Das ist beim Zwischenstopp auf der Autobahn eine Geduldsfrage. Aber mit DC-Lader, den manche Wettbewerber inzwischen spendieren, wäre der HS deutlich teurer geworden. Selbst mit leergefahrenem Akku lässt sich das 1,9 Tonnen schwere Auto aber mit knapp sechs Litern Verbrauch bewegen. Passt.

Die Assistenten übernehmen auf der Autobahn die wesentlichen Fahraufgaben
Die Assistenten übernehmen auf der Autobahn die wesentlichen Fahraufgaben
Foto: MG Motor

Also gemach voran. Gerade bei Richtgeschwindigkeit 130 verwöhnt der HS mit seinem sauberen Lauf und gutem Kontakt zur Straße trotz komfortbetonter Auslegung. Die Assistenten übernehmen auf der Autobahn die wesentlichen Fahraufgaben. Auch dieser Vertreter der neuen dynamischeren MG-Form will nicht so sportlich gefahren werden, wie es das Design nahelegt.

Der Kofferraum fasst 441 Liter
Der Kofferraum fasst 441 Liter
Foto: MG Motor

Einen reinen Elektromodus, mit dem etwa 40-Kilometer-Pendler während der Woche ohne Benzinkosten und Emissionen fahren könnten, den gibt es allerdings nicht. Mit sehr behutsam eingesetztem Gasfuß lässt sich allerdings auch so der Verbrenner stillstellen. Und es geht weitgehend lautlos voran.

Die inneren Werte auch dieses MG haben in der neuen Generation wieder einen deutlichen Schritt vorwärts gemacht
Die inneren Werte auch dieses MG haben in der neuen Generation wieder einen deutlichen Schritt vorwärts gemacht
Foto: MG Motor

Die inneren Werte auch dieses MG haben in der neuen Generation wieder einen deutlichen Schritt vorwärts gemacht. Vier Reisende plus deren Gepäck finden auf den 4,67 Metern nicht nur reichlich und gut nutzbaren Raum. Sie können es sich dort auch gut gehen lassen. Auf allen Sitzen ist auch nach langen Strecken Wohlfühlen angesagt, dem Fahrer wird selbst in der Comfort genannten Basisversion mit vielfach elektrisch verstellbarem Gestühl das Leben erleichtert. Der Kofferraum des Plug-ins schluckt wegen der Batterie mit 441 bis 1.291 Litern zwar etwas weniger als die reinen Verbrenner-Varianten. Das hintere Abteil ist aber dank stufenloser Ladekante und ebener Ladefläche auch nach Umklappen der Rücksitze einfach zu beladen.

Mindestens auf der Höhe der Zeit ist der HS auch beim Infotainment
Mindestens auf der Höhe der Zeit ist der HS auch beim Infotainment
Foto: MG Motor

Die Materialien sind oft eine Spur besser als bei den etablierten Massenherstellern üblich und gut verarbeitet. Nur das Lenkrad lässt sich nicht in der Tiefe verstellen; MG will das zum nächsten Modelljahr ändern.

Mindestens auf der Höhe der Zeit ist der HS auch beim Infotainment. Die derzeit von BMW bis Hyundai so beliebte breite Hochglanz-Fläche aus digitalem Cockpit und Touchscreen über der MIttelkonsole findet sich jetzt auch im China-SUV. Sie sieht nicht nur gut aus. Die beiden ineinander übergehenden 12,3-Zoll-Displays können vielfältig eingestellt werden. Live-Navigationsdienste samt Wetter- und Verkehrsinformationen, den Zugang zu Amazon Music oder die Koppelung von Smartphones sind leicht konfigurier- und bedienbar.

Der HS PHEV ist schon in der Basis sehr gut ausgestattet: Einparksensoren hinten sowie eine Heck-Kamera mit dynamischen Führungslinien sind ebenso Standard wie zahlreiche Sicherheitssysteme und 13 Fahrassistenten für teilautonome Fortbewegung vor allem auf besagten Langstrecken. Für sehr faire 2.000 Euro Aufpreis bietet die Luxury-Variante zusätzlich etwa Sprachsteuerung, Online-Musik und Echtzeit-Staudaten für das Infotainmentsystem, induktives Laden von Mobiltelefonen oder acht Lautsprecher. Nervig nur: Smartphones müssen zur Anbindung von Android Auto und Apple CarPlay noch per Kabel angebunden werden. Der Stecker dafür ist aber so angebracht, dass das Kabel über dem Becherhalter liegt. Aber da arbeitet MG schon an einem kabellosen Update.

Der Luxury-Aufpreis bringt zudem Parksensoren vorn, eine 360-Grad-Kamera, eine elektrische Heckklappe, automatisch anklappbare Außenspiegel mit Memory-Funktion, Sitzheizung sowohl für den Fahrersitz mit Memory-Funktion und einstellbarer Lendenwirbelstütze als auch für den elektrisch einstellbaren Beifahrersitz sowie eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Einzig 650 Euro Aufpreis für alle Lacke außer himmelblau und ein optional braunes Leder-Interieur (1.000 Euro Aufpreis für die Luxury-Variante) sind Möglichkeiten, das SUV zu individualisieren. Panorama- oder Schiebedach gibt es nicht im HS. Auch das hat Produktionskostengründe. Irgendwo ist eben immer noch Luft nach oben.

MG HS PHEV – Technische Daten:

Fünftüriges, fünfsitziges SUV der unteren Mittelklasse; Länge: 4,67 Meter, Breite: 1,89 Meter (ohne Außenspiegel), Höhe: 1,66 Meter, Radstand: 2,76 Meter, Kofferraumvolumen: 441 - 1.291 Liter

1,5-Liter-Benziner: 105 kW/143 PS, Drehmoment 230 Nm und Elektromotor: 135 kW/184 PS, Drehmoment 340 Nm; Systemleistung: 200 kW (272 PS), Frontantrieb, 2-Gang-Automatikgetriebe, 0-100 km/h: 6,9 sek., Vmax: 190 km/h, Normverbrauch: 21,8 kWh/100 km, 0,5 l/100 km, Kraftstoffverbrauch bei entladener 21,4 kWh-Batterie: 5,8 l/100 km, CO2-Ausstoß: 14 g/km, Abgasnorm: Euro 6d, Preis: ab 39.990 Euro

Kurzcharakteristik:

Warum: sehr günstiges SUV mit Langstrecken-Potenzial

Warum nicht: weil wenig Sonderwünsche erfüllbar sind

Was sonst: BYD Seal U DM-i, VW Tiguan, Nissan Qashqai, Hyundai Tucson

Wann kommt er: Sofort bestellbar

Peter Weißenberg/SP-X