Koblenz

Ein Urgestein der Rhein-Zeitung: Frank Girmann war mehr als 40 Jahre Teil der RZ-Familie

Frank Girmanns Leidenschaft gilt dem Bergbau. Sein Einsatz für die Bewahrung der Geschichte des Erzbergbaus in Bad Ems wurde sogar mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande gewürdigt.
Frank Girmanns Leidenschaft gilt dem Bergbau. Sein Einsatz für die Bewahrung der Geschichte des Erzbergbaus in Bad Ems wurde sogar mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande gewürdigt. Foto: privat

Die Technik hat sich verändert. Die Zeitung hat sich verändert. Innerhalb von vier Jahrzehnten wurde vor und hinter den Kulissen alles auf den Kopf gestellt, was sich scheinbar über Generationen bewährt hatte. Frank Girmann hat den Wandel miterlebt und auch mitgestaltet. Über sein Engagement für die RZ kann der ehemalige Hausarchivar unserer Zeitung stundenlang berichten.

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Ruhestand sieht anders aus. Derzeit hilft er seiner Nachfolgerin Natalie Simon beim Umzug des Archivs ins neue Verlagsgebäude im Industriepark an der A 61. „Umzüge sind immer so eine Sache. Da kann man sich nicht um seine eigentlichen Aufgaben kümmern“, betont der 63-Jährige. Er weiß, wovon er spricht. Schon mehrfach musste das Hausarchiv in neue Räumlichkeiten wechseln, was vor allem technischen Veränderungen und der zunehmenden Menge des Archivguts geschuldet ist.

Wie Frank Girmann seinen Weg fand? Das Interesse an handwerklichen Herausforderungen und Technik führte ihn schließlich zur RZ. Dort begann er am 1. August 1974 eine Ausbildung als Schriftsetzer. Er lernte noch den klassischen Bleisatz, wurde aber schnell zum Mitgestalter in einer kleinen technischen Revolution: Fotosatz löste die Arbeit in beweglichen Lettern ab, die traditionellen Satzmaschinen wurden im wahrsten Sinne zu Museumsstücken.

In den frühen 90er-Jahren zeichneten sich weitere gravierende Veränderungen ab: Am PC wurde die komplette Produktion von Zeitungsseiten möglich, Redakteure konnten somit vieles übernehmen, was in den vergangenen Jahrzehnten Aufgabe der Schriftsetzer gewesen war. Auch deren Berufsbild veränderte sich dramatisch. Die Schriftsetzer wurden zu Mediengestaltern.

Auch Frank Girmann wollte diesen Schritt in die Zukunft mitgehen und zog sogar einen Wechsel in die damalige Akzidenzdruckerei des Mittelrhein-Verlags in Betracht.

Dort wurden unter anderem Bücher und hochwertige Broschüren gedruckt. Doch dann stand fest, dass dieses Geschäftsfeld künftig über die Druckerei Hachenburg betreut wird. Der Zufall lenkte den Schriftsetzer auf seinen neuen Weg. Am schwarzen Brett im Haupthaus wurde eine Verstärkung für die damalige Hausarchivarin Karoline Henkel gesucht.

Frank Girmann war als Archiv das Gedächtnis der Rhein-Zeitung.
Frank Girmann war als Archiv das Gedächtnis der Rhein-Zeitung.
Foto: RZ Archiv

Frank Girmann, der zu den Pionieren des 1978 gegründeten Bergbaumuseums in Bad Ems gehört, fand die gesuchte neue Herausforderung. „Ich habe mich schon immer für Heimatgeschichte interessiert“, betont er. Noch heute wundert sich der Archivar darüber, dass er der einzige Bewerber war. Denn die Arbeit im Archiv kann durchaus spannend sein, zumal Zeitungen wichtige Quellen zur Heimatgeschichte sind.

Der Einstieg in den neuen Beruf war übrigens nicht leicht. Frank Girmann musste Schulungen machen und seine Englischkenntnisse verbessern. Doch er wuchs schnell in die neue Aufgabe hinein. So gut, dass er nach dem Wechsel von Karoline Henkel ins Lehramt das Archiv allein führen konnte. „Ursprünglich lief alles analog“, erinnert er sich. So wurden die Pressebilder in Mappen abgelegt und noch ganz klassisch katalogisiert. Auch die RZ-Ausgaben wurden noch komplett aufbewahrt und gebunden. Noch heute sind die Jahrgänge von 1946 bis 1983 gesamt erhalten.

Die Jahrgänge danach wurden auf Mikrofilmen „verewigt“, und mit den Jahrgängen ab 2001 gab es einen komplett elektronischen Weg der Archivierungen: Mit der Einführung des E-Papers gab es einen bis dahin nie da gewesenen Komfort bei der Recherche.

Die Digitalisierung der Pressefotos begann übrigens schon in den 90er-Jahren. Damals übernahmen Werkstudenten die Erfassung des Bestands via Scanner. Der Weg ins neue Zeitalter verlief aber nicht ohne Tücken, Systemwechsel wurden zur großen Herausforderung. Deswegen kann Frank Girmann der klassischen Archivarbeit auch heute noch viele positive Seiten abgewinnen. Nicht selten findet man eine Mappe schneller als das richtige Stichwort. „Ich bin zu 50 Prozent ein digitaler, zu 50 Prozent ein analoger Archivar“, sagt er über sich selbst. Diese Kombination hat Vorteile, denn das „Gedächtnis der Rhein-Zeitung“ war immer mehr als ein Archiv. „Manches erinnert an ein kleines Museum“, sagt Frank Girmann. In 75 Jahren RZ haben sich viele Gegenstände, unter anderem Werbemittel angesammelt, „Prunkstück“ ist die Setzmaschine, die Besucher des alten Druckhauses direkt in der Eingangshalle bewundern konnte.

Und heute? Frank Girmann ist sich treu geblieben und engagiert sich auf der Basis seines großen handwerklichen Geschicks und seines Interesses an heimatkundlicher Forschung weiter für das Bergbaumuseum der Arbeitsgemeinschaft Bahnen und Bergbau e.V. in Bad Ems. Herzstück ist das ehemalige Steigerhaus der Emser Bleihütte, das durch die hölzerne ehemalige Versandhalle des Bahnhofs von 1868 erweitert wurde. Aktuell wird der Neustart vorbereitet, wobei behördliche Auflagen umfassende bauliche Veränderungen erforderlich machen. Deswegen ist die Besichtigung derzeit nicht möglich. Was aber möglich ist, ist der Besuch des museumseigenen Archivs nach Absprache. Zuständig ist – wie sollte es anders sein – Frank Girmann.