Bad Breisig. Informationsbedarf zur aktuellen Lage in den Römer-Thermen hatten am Donnerstag auch 15 Gäste des Bades, die zur öffentlichen Sitzung des Werksausschusses gekommen waren. Doch was in Sachen Personal in dem Bad läuft, sollte dann doch nicht ungefiltert an die Öffentlichkeit dringen.
Ein Antrag des Ausschussmitglieds und zweiten Beigeordneten Jürgen Sieler (FWG), dass Bürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch und Thermen-Badmanagerin Tanja Faßbender sich zur aktuellen Situation in den Römerthermen äußern sollen, wurde mit nur einer fehlenden Stimme von der Ausschussmehrheit abgelehnt. Im Vorfeld aber lieferten sich die Ausschussmitglieder einen verbalen Schlagabtausch vor den sichtlich verärgerten Zuhörern. Mit dem Argument, dass weder sie selbst noch Tanja Faßbender auf eine Stellungnahme vorbereitet seien und der Antrag zu unspezifisch sei, blockte Stadtbürgermeisterin Hermann-Lersch zunächst ab. Sieler: „Es ist legitimes Bürgerrecht, Informationen darüber zu bekommen, wie die derzeitige Situation ist – das ist doch wohl klar genug.“ Sieler verwies darauf, dass er bereits seit einem Dreivierteljahr das in den Thermen herrschende Klima unter Personal und Gästen schriftlich bei Hermann-Lersch angesprochen hatte. „Die Stimmung unter der Belegschaft ist mies und sehr aufgeladen“, so Sieler.
„Kein öffentliches Tribunal“
„Das hier ist keine Bürgerversammlung zum Thema Römer-Thermen und auch kein öffentliches Tribunal gegen die Geschäftsführerin, sondern eine Werksausschusssitzung“, machte Norbert Heidgen (CDU) deutlich, der das Vorgehen mit der mittelalterlichen Foltermethode des an den Pranger Stellens verglich. „Mit ihrem Verhalten schädigen sie die Römerthermen geschäftlich“, warf Sieler der Bürgermeisterin vor. „Wer hier wem schadet, wird sich an anderer Stelle klären können“, konterte diese. Angesichts der knappen Abstimmung zum Antrag betonte Bernd Lang (SPD): „Die Situation muss dringend beraten werden, deshalb sollte eine weitere Sitzung des Werksausschusses im September stattfinden.“ Diese soll nun terminiert werden.
Erbost und entrüstet verließen die Thermen-Besucher nach Ende des öffentlichen Teils den Sitzungssaal und machten dann ihrem Ärger Luft. Sie alle sind Nutzer des Fitness-Clubs in den Thermen und haben nach eigenem Bekunden Auseinandersetzungen zwischen Personal und Geschäftsführerin schon länger beobachtet. „Langjährige Mitarbeiter wurden immer wieder auf das übelste behandelt, bis sie dann gekündigt haben. Die Gäste wurden auf geradezu ungehörige Art und Weise gemaßregelt“, sagt etwa Doris Anger. Beliebte Kursleiterinnen seien zu Arbeiten verdonnert worden, die gar nicht ihrem eigentlichen Aufgabenfeld entsprächen.
Viel Unverständnis bei Gästen
„Wie kann das sein, dass eine qualifizierte Kursleiterin beim Tag der offenen Tür in den Thermen von der Geschäftsleitung daran gehindert wird, Führungen für die Gäste zu machen und stattdessen für das Kinderschminken eingeteilt wird?“, fragt Anger. „Auch die Kursleiterin, die beim Tag der offenen Tür einen Trommeltanz vorführen wollte, ist abgeblitzt“, ergänzt Christine Ehl. „Auch frage ich mich, ob es sein muss, dass bei unserem Yoga-Kurs die gesamte Stunde auf der Wiese lautstark mit elektrischer Gartenschere und Gebläse gearbeitet werden muss?“
Sabine Seul wunderte sich nicht schlecht, als sie im Bad lediglich vor einem Schild stand: „Rückengymnastik findet nicht mehr statt.“ Dass Gärtner und Kursleiterinnen nun im Saunabereich eingesetzt werden, kritisiert Mansur Yussuf. Klaus Ringe kann nicht nachvollziehen, dass diejenigen Thermen-Besucher, die nur den Fitness-Bereich nutzen, keinen gesonderten Tarif erhalten. Zudem sagt er: „Kritik und Anregungen der Gäste werden nicht ernst genommen.“ Rudolf Schmitt beschwert sich darüber, dass im Fitnessbereich nahezu täglich neue Regeln herrschen und auch deshalb schon rund fünfzig Mitglieder abgewandert wären. Mit Interesse hatte Lars Rupprecht die Sitzung verfolgt. Er ist der Ehemann einer Mitarbeiterin, die aufgrund der Situation gekündigt hatte. „Sie hatte einen Nervenzusammenbruch und ist darüber krank geworden“, sagt er.
FDP-Vorsitzender Dirk Herminghaus riet den Zuhörern, an der Bürgerfragestunde vor einer der nächsten Ratssitzungen teilzunehmen. Dann könnten sie auch die Unterschriftenliste, die sie zu dem Thema in den Thermen gesammelt hätten, vorlegen. ith