Es ist mehr als nur ein heißer Flirt: Bad Kreuznach strebt eine feste Beziehung mit den neuen Wunschpartnern Rheinhessen und Mittelrhein an. Es wäre keine Liebesheirat, sondern eher eine Vernunftehe, von der sich alle wirtschaftliche Vorteile erhoffen. Wobei fraglich ist, ob die Kurstadt dort mehr als nur ein Anhängsel sein kann.
Was aber wird aus dem verlassenen Naheland, dem OB und Bürgermeister jetzt ziemlich abrupt die kalte Schulter zeigen? Wolfgang Heinrich wird, in diesem Fall unterstützt von der OB, einmal mehr seinem Ruf als nüchterner Pragmatiker gerecht, der seine Politik vornehmlich an Zahlen ausrichtet. Für Zwischentöne ist da kein Platz. Das macht es schwierig, Kompromisse zu finden. Dabei wäre genau das jetzt gefragt. Denn die Stadt Bad Kreuznach ist keine einsame Insel, sondern ein – noch dazu sehr großer und sehr wichtiger – Teil des Landkreises. Die Abhängigkeiten sind wechselseitig: Was der eine tut oder lässt, bekommt der andere direkt oder indirekt zu spüren. So auch im Tourismus: Da wäre eher ein Sowohl-als-auch statt eines sturen Entweder-oder angebracht.
Warum soll es nicht möglich sein, dass Bad Kreuznach – vielleicht sogar im Interesse des insgesamt noch deutlich zu kleinen Nahelandes – mit Rheinhessen und dem Mittelrhein anbandelt, ohne sich ganz von der Nahe abzuwenden. Wir wollen zumindest gute Freunde bleiben, sagt man in solchen Situationen im wirklichen Leben. Ganz ohne Bad Kreuznach wäre das Naheland auf Dauer nicht nur verlassen, sondern auch verloren. Daran kann auch die Kurstadt kein Interesse haben.
E-Mail: kurt.knaudt@rhein-zeitung.net