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Idar-Oberstein

Helmut Kohl: Namensgeber für Idar-Obersteiner Europaplatz – Reaktionen

Von Vera Müller
Nach kontroverser Diskussion beschloss der Stadtrat: Der Europaplatz erhält den Namenszusatz „Helmut Kohl“. Die Kosten für die neue Beschilderung übernimmt die CDU-Fraktion, die sich wünscht, dass die offizielle Einweihung zeitnah erfolgt.
Nach kontroverser Diskussion beschloss der Stadtrat: Der Europaplatz erhält den Namenszusatz „Helmut Kohl“. Die Kosten für die neue Beschilderung übernimmt die CDU-Fraktion, die sich wünscht, dass die offizielle Einweihung zeitnah erfolgt. Foto: Hosser

CDU-Fraktionschef Armin Korpus standen zwar immer noch Schweißperlen auf der Stirn, aber er betonte nach der Abstimmung erleichtert: „Ich freue mich riesig.“ Mit 18 Ja- bei 12 Nein-Stimmen und drei Enthaltungen folgte der Rat am Mittwochabend einem entsprechenden Antrag der CDU-Fraktion. Der Europlatz wird künftig den Namenszusatz „Helmut Kohl“ erhalten. Der Abstimmung war eine kontroverse Diskussion vorausgegangen. Weite Teile der SPD, die LUB- und die Linke-Fraktion stimmten gegen die Umbenennung.

Lesezeit: 4 Minuten
Die Stadt Idar-Oberstein ist somit die erste in Rheinland-Pfalz, die beschlossen hat, einen Platz nach dem früheren Kanzler Helmut Kohl zu benennen. Der Mainzer Stadtrat entscheidet erst Ende November über den gleichen Sachverhalt. In Frankenthal ist ein entsprechender Beschluss zurückgenommen worden. Facebook-Reaktionen Im Netzwerk Facebook wird die Entscheidung für den Helmut-Kohl-Europaplatz unter ...
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KOMMENTAR Eher eine emotionale Frage

Daran besteht kein Zweifel: Die Stadt hat dringlichere Themen zu behandeln als die Frage, ob sie einen Helmut-Kohl-Platz erhält oder nicht. Andererseits: Viele Historiker und Politikwissenschaftler reihen Helmut Kohl in die Reihe großer deutscher Kanzler – Reichskanzler Otto von Bismarck, Willy Brandt, Konrad Adenauer – ein.

In vier Legislaturperioden hat Kohl die Politik der Bundesrepublik geprägt. Wie außergewöhnlich das war, sehen wir aktuell: In Europa trieb er zusammen mit dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand den Ausbau der Europäischen Union voran. Der größte Verdienst Helmut Kohls ist aber fraglos die Umsetzung der Wiedervereinigung Deutschlands (Weichen stellten andere): „Ein Glücksfall der Geschichte“, wie die CDU-Bundesvize Julia Klöckner gestern bei ihrem Besuch in Idar-Oberstein treffend kommentierte.   

Fernab aller sachlichen Gründe: In der Frage, ob man die Würdigung Kohls in einer Namensgebung für einen öffentlichen Platz in Idar-Oberstein ausdrückt oder nicht, geht es so früh nach dem Tod des Ex-Kanzlers eher um Emotionen als um historisch korrekte Bewertung – sofern es diese überhaupt jemals gibt. Wie Kohl Generationen später gesehen wird, wissen wir nicht: vermutlich tatsächlich als großer Europäer und Kanzler der Einheit.

    Mit Blick auf Josef Mähringers Kommentar zum Thema fällt einem ein Zitat des Philosophen Charles de Montesquieu ein: „Wo es den Rednern an Tiefe fehlt, da gehen sie in die Breite.“ Die Aussagen des SPD-Fraktionschefs wirkten recht verwaschen. Und eines muss man ja mal ganz klar sagen: Willy Brandt, seit 1993 Namensgeber für den Bahnhofsvorplatz (auch wenn das nur wenige wissen), war ganz sicher kein Gutmensch auf ganzer Linie und bekanntlich auch nicht über jeden Zweifel erhaben. Damals hielt die CDU-Fraktion den Ball flach und trampelte nicht auf einem Herzenswunsch der SPD-Kollegen herum. Da sollte man sich gegenseitig auch mal lassen können.

E-Mail an vera.mueller@rhein-zeitung.net

Ist jetzt auch ein Bruce-Willis-Platz nötig?

Idar-Oberstein. Moritz Forster bezieht für die Jusos der Stadt Stellung und bedient sich dabei satirischer Mittel: „Bruce Willis, welcher erwiesenermaßen schon öfter in der Stadt weilte als der durch die Umbenennung eines Platzes nun gewürdigte Helmut Kohl, hat ebenso eine Würdigung in Form der Umbenennung eines Platzes verdient. Ihn können wir nämlich sogar noch öffentlichkeits- und pressewirksam einladen – Bruce Willis ist ein weltweit bekannter Schauspieler, der internationale Anerkennung erfährt.“

Willis sei sicher auch „ein Mineralienfreund in irgendeiner Weise. Wenn es nun nicht höchste Zeit ist, ihn zu würdigen, dann weiß ich auch nicht. Was würde er sich wohl mehr wünschen als die Anerkennung seiner Heimatstadt? Man sollte nicht warten und pietätlos gefühlte drei Tage nach seinem Ableben erst daran denken, wie die CDU-Fraktion es im Falle von Helmut Kohl getan hat. Bruce Willis hat sogar nach der Zeit seiner Kindheit nochmals seine Heimatstadt besucht.“

Die Tatsache, dass Bruce Willis Sonderbotschafter der Stadt ist, könne nur zu einem Schluss führen: Der Marktplatz im Stadtteil Idar im Schatten der Marktschule müsse unverzüglich in „Bruce-Willis-Platz“ umbenannt werden.

Nun bleibe offen, wie die Bevölkerung die Umbenennung des Europaplatzes auffasst, schreibt Forster weiter. Auch fraglich bleibe, ob es nicht vergleichbar mit Frankenthal zu einem schnellen Umdenken der Antragsteller aufgrund der schlechten Akzeptanz in der Bevölkerung komme.

Forster weiter: „Gut war die Entscheidung zur Umbenennung nicht – eher ein symbolischer Akt der politischen Verzweiflung und der Inhaltsleere der CDU-Fraktion, welcher damals zu Zeiten der ersten Antragstellung Bewegung in den Bundestagswahlkampf der CDU bringen sollte. Es gibt wohl wichtigere Themen in der Stadt, die gelöst werden wollen. Themen, die die Zukunft der Jugend betreffen, und nicht die, ob nun ein Platz nach einem Mann der Geschichte benannt werden soll.“ vm

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