Genf

Forschung und Entwicklung

Deutschland fällt bei Innovationskraft zurück

Von dpa
Länder sind weniger innovativ
Eine Mitarbeiterin des Fraunhofer-Centers für Silizium-Photovoltaik CSP prüft die Leitklebestruktur einer Solarzelle nach dem Kleben in einem Zellstringer. So sieht eine Solarzelle im Labor aus. (zu dpa: «Deutschland fällt bei Innovationskraft zurück») Foto: Jan Woitas/DPA

Neue Prozesse und Erfindungen bringen Volkswirtschaften voran. Doch sind die Frühindikatoren für künftige Innovationstätigkeiten wenig vielversprechend. Deutschland ist unter den Top Ten – noch.

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Genf (dpa). Deutschland hat im Innovationsindex der UN-Organisation für geistiges Eigentum (Wipo) einen Platz eingebüßt. Die Bundesrepublik liegt nun auf Platz 9 unter den innovativsten Volkswirtschaften der Welt.

Südkorea hat Deutschland 2023 überholt. Dazu führten neben hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung auch Kultur-Innovationen wie der Exportschlager koreanische Pop-Musik (K-Pop), sagte Wipo-Generaldirektor Daren Tang.

Schweiz Spitzenreiter

Länder sind weniger innovativ
Ein Labor beim Unternehmen Biontech. (zu dpa: «Deutschland fällt bei Innovationskraft zurück»)
Foto: Helmut Fricke/DPA

Auf den ersten Plätzen liegen wie im Jahr davor die Schweiz, Schweden und die USA. Besser als Deutschland wurden auch Singapur, Großbritannien, Südkorea, Finnland und die Niederlande bewertet. China legte einen Platz auf Rang 11 zu.

Länder sind weniger innovativ
Florian Schmaler, Industriemeister Fachrichtung Metall vom Center for Hybrid Electric Systems Cottbus (chesco), zeigt in einer Forschungsfabrik ein Teil einer Turbinenschaufel, das mit einer Chiron 5-Achs CNC Dreh- und Fräßmaschine hergestellt wurde. (zu dpa: «Deutschland fällt bei Innovationskraft zurück»)
Foto: Patrick Pleul/DPA

Für den Index werden 78 Kriterien berücksichtigt. Dazu gehören das Unternehmensumfeld, Bildung und Forschung, Investitionen und Kreativität etwa bei Industriedesign.

Deutschlands Stärken und Schwächen

Besonders gut schnitt Deutschland bei Forschungsinvestitionen oder Patenten ab. Besonders schlecht bewertet wurde es dagegen beim Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt oder beim Einsatz von Informationstechnologie.

Weltweit haben sich die Frühindikatoren für künftige Innovationstätigkeiten deutlich abgeschwächt, schreiben die Autoren. So verlangsamte sich das Wachstum von Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Auch wurden 2023 erstmals seit 2009 weniger internationale Patente angemeldet als im Vorjahr.

Einbruch bei Risikokapital

Risikokapital-Investitionen gingen nach dem Boom 2020/21 im Jahr 2022 um 36 Prozent und 2023 um weitere 39 Prozent zurück. Die Autoren führen dies unter anderem auf gestiegene Zinsen zurück. In der Pandemiezeit 2020/21 hätten dagegen viele Unternehmen ihre Wachstumsstrategien überdacht und viele Länder hätten in die Digitalisierung investiert.

«Kreativität ist auf jeder Ebene – von der lokalen bis zur globalen Ebene – und in allen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Bereichen gefragt, um die Globalisierung neu zu erfinden und Nachhaltigkeit, Gleichstellung und Wohlstand miteinander zu vereinbaren», zitierte Wipo einen der Herausgeber, Bruno Lanvin.

Noch bescheinige die Studie Deutschland ein starkes und sehr effektives Innovationssystem, sagt die Präsidentin des deutschen Patent- und Markenamtes, Eva Schewior zum Index. Sie zeige aber auch, dass Deutschland Schwierigkeiten bei der digitalen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft habe. Verliere man hier den Anschluss, werde der gesellschaftliche Wohlstand deutlich sinken, warnte sie. Auch in den neuen Technologien habe Deutschland «unglaubliches Potenzial», betonte, Schewior. Es müsse aber viel stärker in Innovationen sowie Produkte und Dienstleistungen umgesetzt werden.

© dpa-infocom, dpa:240926-930-243877/2