Rheinland-Pfalz/Hachenburg

Die Bauern sehnen den Regen herbei

Nur 40 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in den vergangenen sechs Wochen haben auf den Feldern und Wiesen ihre Spuren hinterlassen. Eine solch lange Frühjahrs-Trockenheit hat der Landwirt Christian Haas aus Hachenburg persönlich noch nicht erlebt. Wie viele seiner Kollegen hofft der Westerwälder darauf, dass endlich ein Wetterumschwung kommt.
Nur 40 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in den vergangenen sechs Wochen haben auf den Feldern und Wiesen ihre Spuren hinterlassen. Eine solch lange Frühjahrs-Trockenheit hat der Landwirt Christian Haas aus Hachenburg persönlich noch nicht erlebt. Wie viele seiner Kollegen hofft der Westerwälder darauf, dass endlich ein Wetterumschwung kommt. Foto: Röder-Moldenhauer

Die Natur zeigt sich auf der Fahrt zum Hofgut Kleeberg in Hachenburg von ihrer schönsten Seite. Strahlender Sonnenschein, die Blätter der Bäume wiegen sich in einer sanften Frühlingsbrise. Doch so richtig erfreuen kann sich Christian Haas an dieser Idylle nicht.

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Rheinland-Pfalz/Hachenburg. Die Natur zeigt sich auf der Fahrt zum Hofgut Kleeberg in Hachenburg von ihrer schönsten Seite. Strahlender Sonnenschein, die Blätter der Bäume wiegen sich in einer sanften Frühlingsbrise. Doch so richtig erfreuen kann sich Christian Haas an dieser Idylle nicht.

Für ihn ist sie eher trügerisch. Wie vielen Landwirten bereitet auch ihm die anhaltende Trockenheit Kopfzerbrechen. „40 Liter Regen pro Quadratmeter in den vergangenen sechs Wochen – das ist einfach viel zu wenig“, zieht der 28-Jährige ein ernüchterndes Niederschlags-Fazit.

Zusammen mit seinen Eltern bewirtschaftet der Landwirtschaftsmeister am Westrand des mittelalterlichen Westerwaldstädtchens einen Betrieb, der sich auf Ackerbau und Viehfutter spezialisiert hat. Auf etwa 90 Hektar Land baut die Familie in der dritten Generation Raps, Weizen und Wintergerste an, 150 Hektar Grünland kommen hinzu.

Anhaltende Trockenheit gefährdet Getreideernte

Gleichzeitig mit Sorge und Hoffnung verfolgt Christian Haas in diesen Tagen den Wetterbericht. „Wenn ich auf dem Traktor sitze, höre ich jede halbe Stunde die Vorhersage“, erzählt er. Auch im Internet hat er eine Quelle aufgetan, die ihn mit verlässlichen aktuellen Prognosen versorgt.

Beim Blick über Feld und Wiese fällt dem Fachmann direkt auf, was fehlt – ausreichend Feuchtigkeit. „Die Wiesen sind zwar oberflächlich grün, aber darunter staubtrocken“, erklärt Haas. Mit dem ersten Schnitt hat er Anfang der Woche begonnen, deutlich früher als in einem „normalen Jahr“. Das Hauptproblem bei Getreide ist für ihn, dass sich deutlich weniger Bestockungstriebe bilden konnten, die jetzt im Frühjahr die Ähren tragenden Halme entwickeln sollen.

Landwirt Haas sieht Lage noch nicht bedrohlich

Als bedrohlich empfindet der junge Landwirt die (Wetter-)Lage für sich noch nicht. Auch wenn er weiß, dass sich über dem einen oder anderen Kollegen, der sich ausschließlich auf den Anbau von Getreide spezialisiert hat, schon dunklere Wolken zusammenbrauen. „Wir haben inzwischen Fotovoltaik-Anlagen installiert, bei denen uns das schöne Wetter natürlich zugutekommt.“ Auch der eigene Hofladen, in dem etwa Kartoffeln und Eier angeboten werden, ist eine zusätzliche Einnahmequelle. Beides, so versichert Haas, könne zwar mögliche Verluste bei der Getreideernte nicht kompensieren, aber doch das finanzielle Risiko etwas mindern.

Für eine Prognose, was der Betrieb in diesem Jahr abwirft – oder eben nicht –, ist es für den Landwirtschaftsmeister noch zu früh. „Die Getreidepreise stehen erst nach der Ernte fest. Erst dann lässt sich Genaues sagen.“ Doch Einbußen bei der Gerste von 10 bis 15 Prozent hält er für denkbar.

Helfen können „natürliche“ Methoden – kein Pflügen und mehr Mist

Ein Patentrezept, wie sich das Wetter „austricksen“ lässt, hat auch der Westerwälder nicht parat. Dennoch baut er darauf, dass bei einem Ackerbau ohne den Einsatz eines Pfluges die Wasserführung im Boden verbessert wird. Auch die Arbeit mit organischen Substanzen (Kompost, Mist) ist für ihn hilfreich. „Sie saugen das Wasser auf und geben es wieder an den Boden ab“, erläutert Haas das Prinzip.

Der Hofhund hat sich längst in den Schatten zurückgezogen, der Wind hat der Sonne das Feld jetzt ganz überlassen. Und Christian Haas hat mit Blick auf das Wetter nur den einen Wunsch: „Ein langsamer, warmer Schauer – und dann könnte es vier bis fünf Tage durchregnen.“ Er wird vielen Landwirten aus der Seele sprechen.

Von unserem Redakteur Markus Kratzer