Rheinland-Pfalz

Überkommene Rollenbilder

Sie sind nur eine kleine Minderheit im rechten Block. Aber gerade deshalb fallen sie auf: In Rheinland-Pfalz ist nicht mal jedes fünfte Mitglied der rechten Szene eine Frau.

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Rheinland-Pfalz – Sie sind nur eine kleine Minderheit im rechten Block. Aber gerade deshalb fallen sie auf: In Rheinland-Pfalz ist nicht mal jedes fünfte Mitglied der rechten Szene eine Frau.

Seit Jahren ist dieser Anteil konstant, wie das Landesinnenministerium auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt. Entsprechend sind sie auf der Führungsebene der rechten Organisationen deutlich unterrepräsentiert. Eine der wenigen Ausnahmen ist die rheinland-pfälzische NPD-Vorsitzende Dörthe Armstroff, die seit Mai 2008 im Amt ist. Allerdings wurde ihr von den sogenannten freien Kameradschaften immer wieder Führungsschwäche vorgehalten, zeitweise kam es zum offenen Konflikt im Landesverband. Die Kameradschaften sind in erster Linie Zusammenschlüsse von Männern – entsprechend gering ist der Anteil der Frauen.

Welche Rolle spielen Frauen also in der rechten Szene des Landes? Der Verfassungsschutz geht davon aus, dass Anhänger weitestgehend einem völkischen Rollenverständnis anhängen, in dem die Frau klar hinter den Mann als Kämpfer und Ernährer zurücktritt. Gleichberechtigung auch in politischer Hinsicht sei kaum zu finden. „Dass viele Rechtsextremisten einem überkommenen Geschlechterbild anhängen“, sei letztlich auch ein Grund dafür, dass rechte Parolen und Gesinnung bei jungen Frauen meist nicht verfangen, heißt es aus dem Innenministerium. Dass der Anteil konstant gering bleibt, spreche dafür, dass das verklärte, völkische Mutterbild von der „Hüterin der Familie“ kaum attraktiv ist. „Selbstbewusste, emanzipierte junge Frauen dürften daher kaum empfänglich für dieses Gedankengut sein“, erklärt das Mainzer Innenministerium.

Den rechten Aktivisten scheint dieses Problem allerdings nicht unbekannt zu sein: So hat sich 2006 der „Ring Nationaler Frauen“ gegründet, seit 2008 eine Unterorganisation der NPD. Der Ring, der seit einem Jahr auch auf Landesebene in Rheinland-Pfalz aktiv ist, versucht, Frauen stärker in die Parteiarbeit einzubinden – bei bundesweit 150 Mitgliedern allerdings mit eher beschränktem Erfolg.

Allerdings greift es zu kurz, alle Frauen in der rechten Szene in einen Topf zu werfen. So entsprechen viele Teilnehmerinnen der Aufmärsche überhaupt nicht dem völkischen Frauenbild. Vielmehr sind sie durch Frisur und Kleidung kaum noch von den Linksautonomen zu unterscheiden: gefärbte Haare, teilweise kahl rasiert, schwarze Kleidung. Die meisten sind den „Autonomen Nationalisten“ (AN) zuzurechnen, die vom Verfassungsschutz als „betont aktionistisch“ beschrieben werden. Ihnen geht es weniger um die Ideologie, als vielmehr um die Auseinandersetzung mit Polizei und politischem Gegner. Die erhöhte Gewaltbereitschaft vereint sich in der AN mit einer „Eventorientierung“ – einer Gemeinsamkeit mit linksextremistischen autonomen Gruppen. pln