Bitcoins: Währung ohne Münzen und Scheine

Eine neue Währung macht in diesen Wochen von sich reden. Virtuelles Geld wird in Form sogenannter Bitcoins (übersetzt in etwa: Münzen aus Computer-Bits) immer populärer. Ähnlich wie in Euro und Dollar kann man damit in einzelnen Läden im Netz Waren kaufen.

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Von unserem Digitalchef Marcus Schwarze

Und zuletzt ist der Kurs für diese Währung immens gestiegen.

Code eines Bitcoin-Kontos: In Berliner Läden wurde die digitale Währung bereits getestet.
Code eines Bitcoin-Kontos: In Berliner Läden wurde die digitale Währung bereits getestet.
Foto: dpa

Was sind Bitcoins?

Bei Bitcoins handelt es sich um eine virtuelle Währung, die im Wesentlichen übers Internet genutzt wird. Ein Bitcoin ist dabei streng genommen eine Folge aus Ziffern und Buchstaben – „echt“ ist der Bitcoin erst durch seine Hinterlegung in einer weltweit verbreiteten Bitcoin- Datei und seiner Verschränkung mit einer anonymen Nutzer- ID. Diese Datei, die inzwischen auf eine Größe von 14 Gigabyte angewachsen ist, wird weltweit zwischen verschiedenen Marktteilnehmern ausgetauscht und erweitert.

Das ist der Markt. Einzelne Segmente dieses Marktes, die Bitcoins, können beliebig zwischen den Teilnehmern des Netzwerkes hin und her überwiesen werden. Dazu benötigt man lediglich ein Programm, das wie eine Brieftasche am Bildschirm funktioniert. Diese Software lädt sich zunächst die große Datenbank aller jemals vorgenommenen Bitcoin- Transaktionen herunter und startet anschließend mit 0 Bitcoins.

Zusätzlich wird in der Datenbank eine eigene einzelne anonyme Adresse hinterlegt. Möchte nun ein anderer virtuelles Geld überweisen, trägt er lediglich in seinem Programm diese Adresse des gewünschten Empfängers ein und den Betrag, der überwiesen werden soll. Einige Minuten später taucht diese Transaktion im weltweiten Datenstrom auf und erreicht am Ende auch den Empfänger. Alle Transaktionen gehen verschlüsselt vonstatten und werden in einem komplizierten technischen Verfahren von anderen Netzwerkteilnehmern nach und nach bestätigt.

Diverse Tauschbörsen im Netz bilden mittlerweile den Übergang zum realen Geld: Man meldet sich etwa unter bitcoin.de an und hinterlegt sein echtes Bankkonto, um dann Euro in „BTC“ zu tauschen. Oder man kauft Bitcoins bei Ebay.

Wie seriös ist die Währung?

Die Währung hat an den Handelsplätzen im Netz in den vergangenen Tagen und Wochen immense Kurssprünge verzeichnet. War ein Bitcoin vor Kurzem noch 100 Euro „wert“, so waren es am Montag schon fast 600 Euro. Befeuert oder entwertet werden diese Werte immer wieder durch öffentliche Äußerungen.

Mal äußert sich die Europäische Zentralbank besorgt über das Geld und bezeichnet es als Schneeballsystem, schon sinkt der Kurs; dann wieder äußert sich ausgerechnet die deutsche Bundesregierung und erkennt Bitcoins als „Rechnungseinheit“ und „privates Geld“ an – mit weltweiten Folgen für den Kurs.

Wer steckt hinter den virtuellen Bitcoins?

Das technische Konzept der Bitcoins wurde 2008 von einem Entwickler oder einer Entwicklergruppe namens Satoshi Nakamoto in einer Diskussion über die Verschlüsselung sensibler Inhalte vorgeschlagen. Wer genau das ist, ist heute unbekannt. Jedoch ist über die Jahre ein gewisses Vertrauen unter Geldexperten in die Währung aufgekommen – wie lange es anhält, weiß niemand. Ziel war, ein Geld zu erfinden, das unabhängig von Staaten und Banken funktioniert.

Wo kommt das Geld her?

In dem technischen Konzept hinter den Bitcoins ist hinterlegt, dass eine maximale Geldmenge von 21 Millionen Bitcoins von Computern in aller Welt hergestellt werden kann. Und tatsächlich kann man sich heute eine Software auf seinen Computer laden, die Bitcoins- Dateien generiert. Das ist allerdings höchst aufwendig.

Es gilt, ein Verschlüsselungsproblem durch pure Rechenkraft zu lösen. Ein normaler Computer benötigt dafür viel Zeit und vor allem Strom. Auf dem Markt sind mittlerweile USBSticks und spezielle Recheneinheiten, mit denen man selbst Bitcoins „minen“ (englisch für „schürfen“) kann. In der Praxis lohnen sich diese Geräte allerdings nur bei stark gestiegenem Tauschkurs, und hinzu kommt ein Stromverbrauch, der den Ertrag wiederum leicht auffrisst.

Wie beim Goldrausch vor eineinhalb Jahrhunderten verdienen zurzeit viele Teilnehmer daran, die Instrumente zum Schürfen zu verkaufen. Damals waren es Schaufeln und Hacken, heute sind es Recheneinheiten mit Preisen bis zu 5000 Euro.

Muss ich Spekulationsgewinne aus dem Handel mit der Währung versteuern?

Laut einer Mitteilung des deutschen Finanzministeriums sind Kursgewinne aus Bitcoins nach einem Jahr steuerfrei. „Das Finanzministerium erklärte dazu, dass die Veräußerung von Bitcoins nach einem Jahr ein privates Veräußerungsgeschäft im Sinne des Einkommensteuergesetzes sei“, schrieb etwa die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

Für gewerblichen Handel mit der Währung fällt demnach Umsatzsteuer an. Wie kann ich Bitcoins kaufen? Am einfachsten geht das durch Anmelden bei einer Handelsplattform im Internet, etwa www.bitcoin.de. Anschließend kann man reales Geld in kleine Bitcoin-Mengen tauschen – und die Handelsplattform kassiert stets 1 Prozent des Transfervolumens mit.

Die Handelsplattform zieht das Geld vom realen Bankkonto ein und schreibt den Gegenwert in Bitcoins im persönlichen Konto gut.

Der zweite Weg ist die Speicherung auf dem eigenen Rechner mithilfe einer Wallet-Datei (Wallet: Brieftasche). Dazu benötigt man eine Bitcoin- Software, die es unter www.bitcoin.org/de/download gibt. Nach der Installation lädt sich das Programm zunächst die komplette „Blockkette“, ein Protokoll aller jemals in Bitcoins vorgenommenen Transaktionen, aus dem Internet.

Das kann je nach Internetanschluss Stunden bis Tage dauern. Mithilfe dieses Programms kann man künftig Bitcoins empfangen oder senden. Wie viel und an wen kann man frei entscheiden, man startet bei 0 BTC. Käufer findet man nicht nur auf den Handelsplattformen, sondern auch in Internetforen oder bei Ebay.

Wie sicher ist mein Geld als Bitcoins?

Neben dem Kursverlust droht beim Speichern auf dem eigenen Rechner auch der Verlust der Datei, in der das Geld lagert. Ganz unspektakulär speichern die gängigen Wallet-Programme die Bitcoins in einer Datei namens wallet.dat. Verliert man diese oder vergisst man das Passwort, mit dem diese Datei verschlüsselt wurde, ist das Geld weg.

Werden Bitcoins auch für illegale Dinge genutzt?

Das virtuelle Geld entwickelt in der Tat einen gewissen Nutzen für Straftaten, denn es sind damit anonyme Zahlungen möglich. So ist beispielsweise kürzlich die US-Polizei von Unbekannten erpresst worden, ein „Lösegeld“ in Form von Bitcoins zu bezahlen. Die Täter hatten das System einer Polizeidienststelle gekapert und mit einem unlösbaren Passwortschutz versehen. Erst nach Zahlung von einer Summe in Bitcoins wurde das System wieder freigeschaltet. Auch Geldwäsche ist dank dieser Anonymität leichter möglich.