Köln/Berlin

Zur Pegida-Demo: Lichter am Kölner Dom sind aus – hier auch

Vor erneuten „Pegida“-Demonstrationen am Montag haben Kirchenvertreter deutliche Kritik an der Bewegung geübt. Auch die Außenbeleuchtung der evangelische Antoniterkirche in der Kölner Innenstadt sollte wie der Dom zur Demo ausgeschaltet sein. Deshalb gab es auch schon Kirchenaustritte. Auf unserer Homepage kann das Licht am Dom auch ausgeknipst werden.

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Während der „Kögida“-Demonstration am Montag in Köln sind die Lichter auch an weiteren bekannten Gebäuden abgestellt worden. Neben dem Dom und dem Schokoladenmuseum sollte auch die evangelische Antoniter-Kirche dunkel bleiben, wie die dortige Gemeinde mitgeteilt hatte. Bereits vor 18 Uhr war der Kölner Dom dunkel.

Mit Fotos, die zur „Earth Hour“ entstanden sind, können Leser hier das Licht probeweise anknipsen, wenn sie mit der Maus darüber fahren. Es geht danach aber sofort wieder aus – und das bleibt auch so, so lange der Dom auch in Köln nicht angestrahlt ist. Zur Kögida-Demo ist der Dom auch noch dunkler als er es auf dem Bild von der Earth Hour war.

Fotos: Rebekka Dierkes (WWF)

Und: Am Montag erklärte die Rheinenergie, auch die Kölner Brücken nicht anzustrahlen und die Illumination von Altstadt und anderen historischen Gebäuden abzuschalten.

Nikolaus Schneider, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), lobte den Protest des Kölner Domkapitels gegen die „Kögida“-Demonstration als „pfiffige Aktion“. „Von der Zielsetzung her ist 'Pegida' unchristlich“, sagte er. Man könne nicht das Abendland verteidigen, indem man den Islam zum Feind ausrufe. „Christinnen und Christen haben deshalb auf diesen Demonstrationen nichts zu suchen.“

Schneider warnte davor, auf die Forderungen der islamfeindlichen Demonstranten einzugehen. Man müsse „deutlich sagen, dass das Unsinn ist“, sagte Schneider. Der Theologe sprach sich dafür aus, mit den Demonstranten zu sprechen, äußerte sich aber zugleich skeptisch über die Erfolgsaussichten: „Das Problem ist, dass die meisten gar nicht diskutieren wollen – aus guten Gründen, denn sobald Argumente ausgetauscht werden, sind die ja am Ende.“

Dompropst Norbert Feldhoff berichtete, er habe wegen der Protestaktion am Dom eine Fülle von E-Mails bekommen. Es seien rassistische Äußerungen darunter, es hätten sich aber auch gutbürgerliche Katholiken gemeldet, die enttäuscht seien und jetzt aus der Kirche austreten wollten.

Feldhoff sagte im Deutschlandradio Kultur, die Religionsfreiheit in Deutschland müsse umfassend sein und auch für den Islam gelten. Wer bei „Kögida“ mitlaufe, unterstütze automatisch extreme Ansichten. Die für „Pegida“ typische Mischung aus Extremisten und Menschen aus dem bürgerlichen Lager bezeichnete der Dompropst als gefährlich.

Der frühere Präsident des Lutherischen Weltbundes, Altbischof Christian Krause, bezeichnete die Verwendung von christlichen Symbolen bei „Pegida“-Demos als „pervers“. „Wenn ich sehe, dass da schwarz-rot-gold angestrichene Kreuze hochgereckt werden, gruselt es mich“, sagte der frühere Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montagsausgabe).

Die Türkische Gemeinde in Deutschland rief die Berliner zu einem möglichst zahlreichen Protest gegen den „Pegida“-Ableger „Bärgida“ am Montagabend in der Hauptstadt auf. Eine ähnliche Atmosphäre wie in den 90er Jahren mit zahlreichen rassistischen Angriffen auf Flüchtlinge dürfe sich nicht wiederholen, heißt es in einem am Montag in Berlin verbreiteten Aufruf. Zu einer Kundgebung gegen „Bärgida“ am Montagabend am Brandenburger Tor werden nach Medienberichten bis zu 10.000 Teilnehmer erwartet.

Für Montagabend waren in Köln, Dresden, Berlin und weiteren Städten Kundgebungen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) geplant. Auch waren mehrere Gegendemonstrationen angekündigt. (epd)